skiaddict7
Ein wunderschöner Roman, der mich sprachlos zurücklässt. Schon immer träumte Lucius von der Medizin. Entgegen dem Willen seiner Eltern schreibt er sich fürs Medizinstudium ein. Obwohl er das Studium interessant findet, möchte er doch so schnell wie möglich mit richtigen Patienten arbeiten. Als 1914 der erste Weltkrieg ausbricht, Lucius ist gerade mal zweiundzwanzig, wittert er seine Chance und schreibt sich als Sanitätsoffizier ein. In seiner Vorstellung kommt er in ein gut ausgestattetes Lazarett, wo er unter ärztlicher Anleitung eigene Patienten betreut. Doch die Realität sieht anders aus. Nach einer langen Wartezeit und einer beschwerlichen Reise kommt er im bitterkalten Winter 1914 in einem kleinen Dorf in den Karpaten an. Das Lazarett ist eine umfunktionierte Kirche, er ist der einzige Arzt. Margarete, eine Nonne und Krankenschwester, hat seit der Flucht des letzten Arztes die Patienten allein betreut – Amputationen vorgenommen, Wunden behandelt, und vieles mehr. Sie merkt schnell, dass der „Pan Doktor“, wie ihn alle nennen, bisher nie ein Skalpell in der Hand hatte. So lernt Lucius nach und nach von Margarete alles, was sie über die Medizin weiß. Doch die Medizin hier ist anders, als Lucius sie sich vorgestellt hat. Anstatt Heilung geht es hier darum, die Patienten so gut wie möglich wieder zu „flicken“, dann geht es zurück an die Front. Noch verstörender sind die Patienten, die keine erkennbaren Wunden haben. „Kriegsneurose“. Männer, die unvorstellbare Grauen erlebt haben, können auf einmal nicht mehr sprechen, nicht mehr gehen, nicht mehr stehen, obwohl sie keine erkennbaren Verletzungen haben. Der erste seiner Patienten mit Kriegsneurose ist auch der, an dem Lucius einen folgenschweren Fehler begeht, der ihn jahrelang verfolgen wird…. Dieses Buch lässt mich absolut sprachlos zurück. Es ist gut und mitreißend geschrieben, die medizinischen Details realistisch dargestellt. Der Krieg wird nüchtern beschrieben, aber so, dass man sich die Handlung lebhaft vorstellen kann. Die Handlung ist spannend, so dass man das Buch nicht mehr beiseitelegen will. Masons Charaktere sind detailreich und abgerundet. Besonders Margarete und Lucius Mutter hatten es mir angetan. Häufig erinnerte mich die Schreibweise und die Reise dieses jungen Medizinstudenten an „Der Medicus“ von Noah Gordon, obwohl Lucius Erlebnisse sich vom Medicus sehr unterscheiden. Fazit: ein hervorragender, medizinisch akkurater Roman mit „Wow“-Effekt. Eines der besten Bücher des Jahres!