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auserlesenes

Posted on 19.7.2019

Auf dem Nachtflug von Berlin nach New York treffen sich zwei Menschen, die kaum unterschiedlicher sein könnten: die 56-jährige Ingrid Meier, Garderobiere an der Oper, und der 35-jährige Jurist Jakob von Wieding. Während der verheiratete, adrette Vater von Zwillingen wegen seines Jobs regelmäßig in die US-Metropole jettet, ist es für die getrennt lebende Mutter eines erwachsenen Sohnes der erste Flug überhaupt. Nach 30 Jahren hat sich ihr Ex-Mann, der inzwischen berühmte Dirigent Milan Bering, bei ihr gemeldet und sie um ihren Besuch gebeten. Zwischen den Sitznachbarn in der Business Class entwickelt sich ein Gespräch über die derzeitige Situation, Träume, falsche Entscheidungen und das Glück. In einem heftigen Unwetter wird nicht nur das Flugzeug ordentlich durchgerüttelt, sondern auch das Leben und die Ansichten der beiden… „Nachtflug“ von Sofie Cramer und Kati Naumann ist ein unterhaltsamer Roman, der einige Überraschungen bereithält. Meine Meinung: Der Roman wird erzählt aus der Ich-Perspektive und zwar jeweils im Wechsel aus der Sicht von Ingrid und Jakob. Dabei stammen die Abschnitte von Ingrid aus der Feder von Kati Naumann, die von Jakob aus der von Sofie Cramer. Die einzelnen Abschnitte sind mit einer Uhrzeit versehen. Dieser Aufbau gefällt mir gut. Der Schreibstil ist locker, flüssig und sehr lebhaft. Der Einstieg fiel mir leicht. Beim Lesen kommt keine Langeweile auf, obwohl die Geschichte nur langsam Fahrt aufnimmt. Gut gefallen hat mir, dass der Roman sich so stark auf die beiden Protagonisten fokussiert. Dabei treffen mit Ingrid und Jakob zwei sehr unterschiedliche, fast gegensätzliche Charaktere aufeinander, was zu einem spannenden Schlagabtausch führt. Sie werden detailliert dargestellt. Die Gefühls- und Gedankenwelt der beiden konnte ich sehr gut nachvollziehen. Sie durchlaufen eine Entwicklung, die ich gerne verfolgt habe. Während ich die Figur Jakob als recht realitätsnah empfinde, wirkt Ingrids Charakter auf mich stellenweise zu stark überzeichnet. Ihre sehr naive Art kommt angesichts ihres Alters und ihrer Lebenserfahrung zum Teil ein wenig unglaubwürdig und manchmal sogar etwas nervig rüber. Allerdings konnte sie mir einige Male ein Schmunzeln entlocken. Neben vielen amüsanten Momenten punktet die Geschichte immer wieder damit, tiefgründig zu sein. Dabei geht es um Themen und Erkenntnisse, mit denen man sich als Leser identifizieren kann. Der Roman kreist um die Frage, was im Leben wirklich wichtig ist, und regt damit zum Nachdenken an. Sowohl das Schicksal von Ingrid als auch das von Jakob konnten mich bewegen. Ein weiterer Pluspunkt des Romans ist es, dass die Geschichte durch unerwartete Wendungen und das Enthüllen von Geheimnissen abwechslungsreich ist. Obwohl die Handlung sich im Wesentlichen auf das Geschehen an Bord des Flugzeugs beschränkt, wird Spannung aufgebaut. Auch das schlüssige Ende konnte mich überzeugen. Das Cover finde ich hübsch. Das Design der Fenstersilhouette wird als Trennungselement zwischen den Abschnitten aufgegriffen, was mir sehr gut gefällt. Der prägnante Titel ist treffend gewählt. Mein Fazit: „Nachtflug“ von Sofie Cramer und Kati Naumann ist ein gelungener Roman, der für ein kurzweiliges Lesevergnügen sorgt. Eine empfehlenswerte Lektüre für alle, die sich eine unterhaltsame, aber nicht zu seichte Geschichte wünschen.

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