schnick
Der zweite Band rund um die Raben-Bande ist ein sehr gelungenes Kinderbuch. Mir hat es – bis auf einige Kleinigkeiten – gefallen. Sandra König kommt in ihrem Buch gleich zur Sache. Sehr gefreut hat mich, dass das „Giftköder!“ auch sehr gut gelesen werden kann, wenn man den ersten Teil nicht kennt. Sehr geschickt und zielgruppengerecht charakterisiert sie die einzelnen Mitglieder der Raben-Bande gleich am Anfang. Auch der „Giftköder“-Fall wird schnell eingeführt. Das hat mir sehr gefallen. Ich bin mir sicher, dass Kinder das ebenso empfinden. Mich erinnerte die Raben-Bande immer wieder ein bisschen an „Die fünf Freunde“, was aber sicher auch auf Nostalgie meinerseits zurückzuführen. Die Raben-Bande ist wesentlich moderner geschrieben, die Charaktere sind im Prinzip wenig vergleichbar mit denen der fünf Freunde. Trotzdem: Kinder/Jugendliche, die Fälle lösen – da muss ich eben an Enid Blytons Freunde denken, die ich als Kind verschlungen habe. Aber zurück zur Raben-Bande: Im Park von Vellmar wurden in letzter Zeit Hunde vergiftet. Zum Glück ist bisher kein Hund an den Vergiftungen gestorben. Die Band wird dank eines Flugblatts auf die Gefahr für die Hunde aufmerksam und beschließt, den Fall zu lösen. Aber bevor sich die Raben-Bande ins Abenteuer stürzt, gilt es, noch einige andere Probleme zu lösen – unter anderem ein Missverständnis mit Onkel Peer, der seit kurzem bei Bandenchef Bens Eltern und ihm im Haus lebt. Das Buch ist in der Summe ausgewogen: Eher private Probleme sind genauso Bestandteil der Geschichte wie der Fall selbst. Gut ist auch, dass ganz nebenbei auch andere Themen ihren Weg ins Buch gefunden haben: zum Beispiel, weshalb Schokolade gar nicht gut für Hunde ist. So lernen die jungen Leser*innen noch ein bisschen. Es gab ein paar Passagen im Buch, die ich als Erwachsene natürlich anders empfinde als die jungen Leser*innen. Zum Beispiel reagieren die Erwachsenen im Buch teilweise aus meiner Sicht extrem verständnisvoll, im Kontext aber wäre es für Kinder sicher zu viel, wenn zu einem Konflikt noch ein weiterer Konflikt käme. Insofern ist das nachvollziehbar und soll kein Kritikpunkt sein. Das einzige, was ich in dem Buch tatsächlich vermisst habe, waren Minderheiten – egal, welche Minderheit man nimmt. Das Familienbild, das im Buch präsentiert wird, ist eher konservativ. Die Männer stehen am Grill, während die Frauen kochen und den Tisch decken, Mädchen tratschen, Persons of Color und Homosexuelle tauchen gar nicht auf und so weiter. Ich persönlich wünsche mir, dass Sandra König in den folgenden Bänden etwas mehr Vielfalt präsentiert, denn die Natur mag Vielfalt und es wäre schön, wenn sie auch etwas mehr repräsentiert würde. Alles in allem hat mir das Buch ansonsten aber sehr gut gefallen. Klare Empfehlung für Kinder!