krimine
Ove ist ein Pedant. Einer, der jeden morgen zur gleichen Zeit durch das Wohngebiet läuft und akribisch kontrolliert, dass niemand dort mit dem Auto fährt und dass der Müll richtig getrennt worden ist. Denn Ordnung muss sein, so hat er es als Kind von seinem Vater gelernt. Aber ausgerechnet diese wird gestört, als in das Nachbarhaus eine junge Familie einzieht, die mit ihrem Autohänger gleich einmal seinen Briefkasten zerstört. Von nun an wird Ove sie nicht mehr los. Denn die hochschwangere Iranerin Parvaneh wickelt ihn mit ihrem überbordenden Temperament regelrecht ein, während er dem trotteligen Schwedenehemann das Auto einparkt und sich sogar mit den beiden vorlauten Kindern arrangiert. „Ein Mann namens Ove“ ist ein komplexer Roman, in dessen Mittelpunkt der Nörgler und Besserwisser Ove steht, der eigentlich ein genialer Handwerker, liebender Ehemann und zuverlässiger Arbeiter ist. Doch seid seine Ehefrau Sonja viel zu früh gestorben ist und er seinen Job aufgrund des Alters verloren hat, sieht er keinen Sinn mehr darin, nur für sich allein weiterzuleben. Denn niemand ist da, der ihn wertschätzt und braucht und auch die hämische Freude, die er beim sparsamen Benutzen der Heizung empfand, kommt seit Langem nicht mehr auf. Deshalb plant Ove seinem Leben den Rücken zu drehen, und bereitet seinen Abgang vor. Doch egal, was er versucht, seine Pläne zu sterben, gehen regelmäßig schief und das nur, weil er immer wieder in Not geratenen Mitmenschen helfen muss. Voll gepackt mit lustigen Szenen und emotionalen Tiefschlägen, mit Rückblicken in die Vergangenheit und aktuelle Erlebnissen weiß der Roman von Frederick Backman gut zu unterhalten. Dabei zeigt er auf, wie trügerisch der erste Blick auf einen Menschen ist und wie vielfältig dessen Gedanken und Gefühle wirklich sind. Aber auch der Macht der Gemeinschaft gibt er einen Platz und den vielen kleinen Macken und Bosheiten, die in unseren Köpfen zu Hause sind. Das alles wird mit einem locker leichten Schreibstil erzählt und einer Tiefgründigkeit, die erst spät zu erkennen ist. Deshalb stört auch manches konfuse Geschwafel und die fest in ihr verankerten Traurigkeit nicht. Denn durch seine spürbare Realität schafft es Oves Geschichte angenehm lebensbejahend zu sein. Fazit: Eine gleichermaßen komische und tragische Geschichte über einen Alltagshelden, der sich und seine Fähigkeiten durch seine spröde Art und die ihm auferlegten Zwänge ungewollt in den Schatten stellt.