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stefanie aus frei

Posted on 9.7.2019

Ist mir erst zu kursorisch, später zu wenig in die Tiefe gehend https://de.wikipedia.org/wiki/Barbara_Frischmuth Der Artikel zur Autorin zu Beginn? Nun, "Verschüttete Milch" trägt deutlich autobiographische Züge, nur heißt die Ich-Erzählerin Juliane, wie die Autorin 1941 geboren in Altausee in der Steiermark. Da Buch begleitet sie bis zum vierzehnten Lebensjahr, unterteilt in Kapitel, die als Überschrift die dem jeweiligen Alter entsprechende Anrede tragen, "Die Kleine", "Juli" bis "Juliane". Der Vater fällt 1943 in Russland, die Mutter führt das Hotel weiter, das eigentlich eine "Außenstelle" des größeren Familienbetriebes ist. Dadurch wächst "die Kleine" häufig sich selbst überlassen auf, in der Obhut der Angestellten oder häufig wechselnder Kindermädchen, frei in der Natur, mit vielen Spielkameraden und Tieren. Wie häufig in ländlichen Regionen, waren die Auswirkungen des Zweiten Weltkriegs abgemildert, weniger Kriegshandlungen, weniger Hunger, dafür Einquartierungen. Die Region war bereits damals touristisch, Segen und Fluch in einer Region, deren Böden keinen Ackerbau zuließen, die nur Salzbergwerke kannte. Doch die Fremden verändern die Gegend, Hotels mit altem Standard haben spätestens nach dem Krieg zu kämpfen angesichts der neuen Reisemöglichkeiten. Durch den zweiten Mann der Mutter, Paps genannt, bekommt Juliane zwar einen kleinen Bruder; die finanzielle Situation wird jedoch nicht entlastet. Ich hatte blind zu dem Titel gegriffen und wurde mit dem Abschnitt "Juliane" durchaus belohnt, nachdem ich mich durch den Beginn doch sehr hatte durchkämpfen müssen. Autorin Frischmuth zieht gerade das erste Drittel als Memoir angesichts alter Fotographien auf, entsprechend kursorisch war mein Eindruck. Dazu wechseln die Sätze gerade zu Beginn stark zwischen sehr einfach und gewunden. Die Kleine schleicht sich zu den Küken und wird dafür vom Hahn attackiert. Und was schreibt die Autorin? "Und der Hahn?, fragte sie, die gerade noch geträumt hatte, wie der Hahn, Wttermann heißt mein Hahn, mit gespreizten Federn, leuchtend wie ein Kaleideskop, in dem sich die farbigen Mosaikglasscherben immer weiterbewegen, zum Rauchfang (anderswo heißen Rauchfangkehrer Schornsteinfeger, was wie ein upgrading klingt) hinaufflog, um zu erkunden, wo sie geblieben war." Ja klar. Ich fand es anstrengend, sah auch lange keinen Nutzen darin, etwas zu lesen, was ich mir auch anhand eigener Bildersammlungen hätte durch den Kopf gehen lassen können. Das wurde erst mit dem Älterwerden des Kindes besser, ich konnte über das Spezifische der Region lernen, die viele Nazigrößen angezogen hatte, aus der einen Erwähnung meine ich Ernst Kaltenbrunner herauszulesen, Nachfolger von Heydrich https://de.wikipedia.org/wiki/Ernst_Kaltenbrunner, das Salzbergwerk hatte man zum Verstecken von Kunst genutzt https://de.wikipedia.org/wiki/Altaussee - im Buch sind das eher Randnotizen. Stärker herausgearbeitet wird die Veränderung des Tourismus, auch die Veränderung durch den Tourismus. "Es gab zunehmend mehr Zweithaus- und Zweitwohnungsbesitzer als seit Generationen im Familienbesitz befindliche Bauern- und Bergarbeiterhäuser und wesentlich mehr Gäste, die jahrelang im selben Privatquartier anstatt im Hotel wohnten. Mit der Zeit trugen auch weitaus mehr Sommerfrischler ihre Zweitkleidung als die Einheimischen, di sich wenigstens auf diese ihre Kleidung als angestammte Tracht berufen konnten." Während die Frage offenes Ende oder geschlossenes bei den meisten Büchern besser nicht vorher preisgegeben werden sollte, halte ich es hier für relevant zu erwähnen, dass das Ende quasi auf einen Cliffhanger hinausläuft, wie es denn mit dem jungen Mädchen in der finanziellen Situation und mit ihren beruflichen Träumen weitergeht - ich "rieche" einen Folgeband. Das ruft Vergleiche hervor zu Ulla Hahns zeitlich ähnlich angesetztem "Das verborgene Wort", doch lässt sich das schlicht gefälliger lesen, mit größerem Erkenntnisgewinn zu Milieu und Zeit. Es liegt, denke ich, nicht daran, dass ich wie Hahn Deutsche bin und nicht Österreicherin, mir wäre das ländliche Milieu Frischmuths vertrauter als das katholisch-enge bei Hahn; es ist mir einfach zu wenig, zu wenig Überspringendes in der Schilderung der "Verschütteten Milch", zu vieles, was nur angedeutet bleibt, die Finanzen, zum Alkoholkonsum von Paps, zu Männern im Leben der Mutter, zu den familiären Beziehungen. Gäbe es tatsächlich einen Folgeband, würde ich ihn jedoch mindestens anlesen. 3 Sterne. Nicht völlig unzufrieden, aber einfach mir nicht "genug".

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