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gwyn

Posted on 5.7.2019

Die Marke »für dummies« steht für Qualität (ich kenne sie lange als technischen Bücher im IT-Bereich): Kurz und bündig, einfach erklärt. Insofern war ich neugierig auf dieses Werk – und ich war mehr als positiv erstaunt. Es gibt eine Menge Bücher zum Thema »Bücher schreiben« und die wenigsten taugen etwas. Kein Buch macht einen Menschen zum Schriftsteller. Aber es ist nicht schlecht zu wissen, dass auch zum Schreiben Handwerkszeug gehört. Wer das erste Mal einen Stift oder einen Pinsel in der Hand hält, weiß auch nicht, wie eine Perspektive aussieht, wie Licht und Schatten konkurrieren, kennt keine Flucht- und Fixpunkte, den Farbkreis. Beim Schreiben ist es nicht anders. Stift in die Hand und los … das geht meist in die Hose. Auch Leonardos erstes Gemälde war nicht die Mona Lisa. Ich stehe zu meiner Meinung: Völlig ohne Plan geht gar nichts – außer Prosa. Stephen King behauptet von sich, keine Pläne für seine Bücher zu skizzieren. Da seine Romane alle Struktur besitzen, bin ich mir sicher, er hat den Plan lange im Kopf, bevor er loslegt. Dieses Buch beginnt mit einem weisen Rat, man soll ihn ausschneiden, an den Bildschirm zu kleben: »Der erste Entwurf ist Mist!« In den ersten kapoteln geht es um das Schreiben an sich: Kann ich das? Hab das nicht studiert … Dann geht es um Schreibziele: Für wen schreibe ich? Für mich, die Familie, für ein Publikum? In welchem Genre will ich schreiben, für welche Zielgruppe? Das wird alles gut erklärt. Und nun zum Pinsel, zur Hardware. Stift oder Tastatur, jedem, wie es ihm gefällt. Notizbuch hin oder her – Einfälle können schnell im Kopf verloren gehen. Irgendwann sollte das Zeug aber auf der Festplatte landen, auch wenn man mit der Hand schreibt, damit man es verteilen kann. Und hier gibt es gute Softwaretipps, Tipps zu Arbeitsplatz und -zeit. Speichern!!!!!! Auf verschiedenen Medien – denn weg ist weg. Tipps zu Wörterbüchern, Namensdatenbanken usw., und nun geht es aber los. Jetzt wird geplant, geplottet. Warum sollte man planen und wie plant man? Wie strukturiert man, findet Ideen: Clustern, Mindmapping, Tabellen, alles ist dabei. Und weiter geht es zu den Figuren: Sie brauchen Leben – Lebensläufe entwickeln, bis ins Detail. Man muss seine Figuren kennen, um sie glaubwürdig darzustellen, ihre Ängste, ihre Stärken fühlen können. Und zu jedem Helden gehört ein Gegenspieler. Das Kapitel ist kurz, fasst aber das Wesentliche zusammen. Und nun geht es um Konflikte – ohne Konflikt keine Story. Eine Handlung muss her – Konflikte – Was ist deine Prämisse? Wir brauchen einen Motor für die Geschichte. Der Dreiakter und die Heldenreise werden beschrieben, sehr kurz, eine Aufforderung, sich intensiver mit dem Thema zu befassen. Es geht weiter zum Thema Spannung und Perspektive, Emotionen. Abschließend wird ein wenig zur Recherche erklärt. – Perspektive wird später ausführlicher behandelt, wie auch Zeitformen und Dialoge. Dann gibt es gute Tipps zur Überarbeitung. Ein wenig spät, aber es kommt: Die Autoren befassen sich mit dem Thema Sprache: Die üblichen Verdächtigen werden benannt: Grammatik, Verben, Adjektive, Füllwörter, aktive Sprache, Sprachrhythmus usw. Das Thema Agentur wird mir ein wenig einfach abgehandelt. Eine halbe Seite zum Thema Exposé? Immerhin geben die Autoren nicht den dummie – Rat, man müsse mit drei Seiten auskommen. Für mich so eins der dümmsten Gerüchte, die kursieren. Und sie sagen, »selbst erfahrene Autoren verzweifeln daran …« Laut diesem Buch gibt es sehr viele Agenturen. Stimmt nicht. Und die wenigen geben Rückmeldung, das stimmt – maximal eine Zusage, eben ganz, ganz wenigen Autoren. Ein Verlag findet sich in der Regel schneller. Man kann sich ins Knie schießen, wenn man einfach so sein Werk unprofessionell verteilt. Das kam mir zu kurz – wurde nicht abgehandelt. Keinen Verlag gefunden? Dann auf ins Selfpublishing. Der Autor als Marke, social Network, Vermarktung, Marketing, Pressearbeit. Am Ende des Buchs finden sich Tipps für Autoren und ein paar Webadressen, die hilfreich sein können. Bitte erst mal bis Kapitel 21 lesen – Agentur, Verlag, Vermarktung kann warten. Der Roman möchte zunächst geschrieben werden. Hier ist genug Stoff enthalten, um zu verstehen: Rechner an – tippen – Roman fertig – NEIN – so funktioniert es nicht. Natürlich kann man bei einem solchen Stoffumfang nicht ins Detail gehen. Aber alles Wichtige wird angesprochen und erweiternd kann sich jeder informieren, Bücher lesen, die Details abhandeln. Es kann aber auch sein, dass nun jemand hilflos überfordert ist. Dem empfehle ich, einen Kurs zu besuchen. Die Autoren Axel Hollmann und Marcus Johanus haben hier kompakt einen guten Ratgeber zusammengestellt, den ich Anfängern empfehlen kann. Beide wohnen in Berlin, sind Thrillerautoren. Sie moderieren den Autoren-Channel Die SchreibDilettanten schon über 350 Folgen kann man sich ansehen, sich Tipps zum Schreibhandwerk aneignen.

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