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Nordlicht liest

Posted on 29.6.2019

Der Einstieg in das Buch fiel mir sehr schwer. Der Autor beginnt mit sehr komplexen Szenen aus dem Schützengraben und wirft mit Kriegsbegriffen um sich. Sehr schnell aber ändert sich das Geschehen und wir lernen Wilhelm und seinen Burschen Friedrich kennen. Wilhelm ist Augenarzt und verliebt sich in die kecke Annemarie. Annemarie selbst erfährt durch Zufall, dass sie eine halbe Jüdin ist. (Ein Elternteil ist Arisch und das andere jüdisch) Im Zuge von Hitlers Machtübernahme wurden die Juden immer mehr verdrängt – Annemarie wird verboten ihrem Medizinstudium weiter nachzugehen. Und sie wird von den meisten Nachbarn und ehemaligen Freunden gemieden und geschnitten. Wilhelm sieht nur eine Chance, er muss sich an der Front als Held beweisen. Wenn er genug Auszeichnungen erworben hat könnte er sich direkt an Hitler wenden und in einem Gesuch um „Arisierung“ seiner Familie bitten. Er meldet sich freiwillig für den direkten Fronteinsatz und kämpft dort um jedes Leben. Die Szenen aus dem Krieg sind schwer zu ertragen. Wenige Bücher beschreiben direkt über die Soldaten und vorallem über das was die Sanitäter alles gesehen und miterlebt haben. Wilhelm und sein Bursche sind mutig, tapfer und wahre Vorbilder. Sie haben keine Scheu und retten so wichtigen Offizieren das Leben. Das Eiserne Kreuz wird ihm trotzdem verwehrt, weil der Oberst der dafür zuständig wäre spitz bekommen hat, dass Annemarie halbe Jüdin ist und er den Plan vereiteln möchte. Ich habe so mitgelitten und mitgezittert, das Buch hat mich tief im Herzen angesprochen und tief bewegt. Der Autor ist Historiker und hat die Geschichte aus einem riesigen Dachbodenfund von Briefen, Tagebüchern und Fotos zusammengebaut. Er ist teilweise aus der Sicht von Friedrich geschrieben und dieser schriebt im Prolog, dass er sich schämt dafür, dass er die Geschichte um Wilhelm nicht erzählt hat und dass er findet, dass jeder Mensch erfahren sollte was für ein toller und heldenhafter Mensch Wilhelm war. Mir kamen schon da die Tränen – nach beenden des Buches noch viel mehr weil ich nun weiss, dass er Recht hatte und dass es wichtig war, dass diese Geschichte erzählt wird. Ich bin dankbar, dass ich sie lesen durfte und so einen wahren Helden kennenlernen durfte! Wer Interesse an den wahren Personen hinter dem Buch hat Der Spiegel hat einen Artikel mit Fotostrecke herausgebracht. Allerdings, lest ihn nur wenn ihr das Buch schon gelesen habt oder nicht lesen wollt weil das Ende da natürlich drin steht und ihr euch um das wirklich tolle Buch bringen würdet! https://www.spiegel.de/einestages/helmut-machemer-aus-liebe-freiwillig-an-die-weltkriegsfront-a-1195017.html Für mich ganz klar absolute Höchstwertung und eins meiner Jahreshighlights (deshalb ganz ernst gemeint, lest den Link erst NACH dem Buch! ♥ vertraut mir! )

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