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gwyn

Posted on 24.6.2019

»Nimm den Finger aus der Nase. Doch, doch, Mama sieht dich! Ja, auch wenn sie dich gerade nicht ansieht. Mama sieht dich immer.« Ein Bildband, Bilderbuch, ganz egal, wie man es bezeichnet, es ist eine Hommage an alle Mütter dieser Erde. Bereits das Cover zieht hinein. Es gibt das Gerücht, dass Mutterliebe im Herz jeder Frau liegt, das kann ich aus beruflichen Gründen nicht bestätigen. Aber glücklicherweise ist meist so, dass zwischen Mutter und Kind eine Bindung besteht, die über die Nabelschnur hinausgeht – eine positive. Für deine Mutter bleibst du immer ein Kind, eine Mutter wird immer auf dich achten, dir zur Seite stehen. Sie wacht über dich – überwacht dich auch mal. Sie will alles wissen, manchmal zuviel, aber sie möchte doch nur sehen, dass es dir gut geht. Mütter verteidigen ihre Kinder – wenigstens einer der zu dir hält. Mütter opfern sich für ihre Kinder. Mütter tragen Verantwortung für ihre Kinder. Mütter finden ihre Kinder schön, so wie sie sind. Mütter haben Geduld, auch wenn es nicht immer klappt, sie bemühen sich. Wenn es um ihre Kinder geht, mobilisieren Mütter Kraft wie 10 Pferde. Mütter wollen immer das Beste für dich – aus ihrer Sicht. Mütter verzeihen. Kinder gehören uns nicht. »Montag ist Brokkolitag. ›Ich hab keinen Hunger mehr.‹ ›Ein Löffel für Mama …‹ ›Dann iss du ihn doch, wenn er für dich ist!‹ ›Lass das … Ein Löffel für Papa!‹ ›Der mag das ach nicht.« Die Autoren ziehen um die Welt, zeigen Mütter aus allen Kontinenten und sie sind Zeitreisende. Warum bist du entstanden? Ein Zufall, wie ich deinen Vater traf ... »Mein Bauch war dein Haus.« Schwangerschaft, Stillen, kleine Kinder, große Kinder. Ein Bild zeigt eine traurige Frau mit einem Lamm auf dem Schoß, das sie mit einem Fläschchen füttert, nachempfunden einer Marie-Antonette. Im Text erfährt man, dass man der Marquise nach der Geburt das Kind weggenommen hat, eine Amme zieht es nun groß. »Sie sind eine Dame.« Und auf dem nächsten Bild steht eine Frau mit einem Säugling auf dem Arm im Kornfeld. Der Text: »Auf Wiedersehen, junger Vater. Du bist vor der Erntezeit geflohen. Wir waren zwei. Du hast das Feld geräumt. Nun sind wir wieder zwei. Am Horizont ein Silberstreif. In meinem Arm die Zukunft. Sie schläft.« Kinder nerven, »Vampire, Blutsauger, Zeiträuber …« – aber ihre Mütter lieben sie. »Ich wollte Ärztin werden, aber dann bist du gekommen.« Viele Situationen aus dem Leben gegriffen. Hélène Delforge schreibt schön, frei von jeglichem Kitsch. Es ist ein Buch für Mütter, für Frauen. Und damit dieses Buch etwas besonders wird, hat Quentin Gréban seine Zeichnungen dazugegeben. Und die haben mich wirklich überwältigt. Die besten Zeichner, Cartoonisten, Grafiker kommen aus Belgien oder Frankreich, was auch dieses Buch beweist. Mehr geht nicht! Dieses Buch sollte jede Mama Geschenk bekommen. Die Altersangabe vom Verlag hat mich irritiert: ab 4 Jahre. Natürlich kann man sich mit Vierjährigen das Buch anschauen und einige wenige Passagen lesen. Aber die Texte sind weniger für Kinder geschrieben, sondern eindeutig für Erwachsene. Texte über das Stillen in der Öffentlichkeit und die Länge der Stillphase usw. interessieren sicher keine Kinder. Die Grafiken sind wunderschön. Aber auch die sind nicht für Kinder gezeichnet. Ein Kinderbuch ist es für mich eindeutig nicht. Als Kind wollte Hélène Delforge immer Künstlerin sein. Nach dem Studium der Sprachen und Literatur wurde sie dann doch Lehrerin, Journalistin und Schriftstellerin. Auf ihrem Computer hat sie neben tausenden Fotos ihrer Liebsten auch unzählige Artikel gespeichert. Und dann gibt es noch diese geheimen Dokumente - unfertige Geschichten, versteckte Drehbücher und vergessene Buchstaben, die sie einst tippte. Quentin Gréban wurde 1977 in Belgien geboren und studierte Illustration am Institut Saint-Luc in Brüssel. Seit 1999 ist er als Illustrator tätig und hat bereits mehr als 45 Kinderbücher veröffentlicht, die in viele Sprachen übersetzt wurden. Im Jahr 2000 erhielt er die renommierte Auszeichnung »Prix Saint-Exupéry«.

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