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nicole_8684

Posted on 22.6.2019

England, 1881: Zwei große Wissenschaftler des 19. Jahrhunderts leben nur wenige Meilen voneinander entfernt. Charles Darwin lebt zurückgezogen in seinem Pfarrhaus in Kent und Karl Marx in einer Mietskaserne mitten in London. Der Roman begleitet die beiden in ihren letzten Jahren geplagt von Krankheiten und den verschiedensten Sorgen. Die Verbindung zwischen ihnen ist ihr gemeinsamer Arzt Dr. Beckett, welcher durchaus eine größere Rolle einnimmt. Und schließlich kommt es auch zu diesem einen Treffen, bei dem sich die „Väter von Evolution und Revolution“ gegenübersitzen ... Die Autorin Ilona Jerger hat sich in ihrem Debütroman zwei große Gestalten des 19. Jahrhunderts vorgenommen und dabei den Fakt des nahen beieinander Wohnens mit der Fiktion eines Zusammentreffens vermischt. Es ist nicht unbedingt ein einfaches Vorhaben, ausgezeichnet recherchierte wissenschaftliche und historische Fakten mit einer fiktiven Handlung weiter zu spinnen und dabei auch noch unterhaltsam zu sein.   Von den ersten Seiten war ich durchaus angetan, denn man begleitet Darwin beim Forschen, ist fasziniert von den Regenwurm-Experimenten. Es lässt sich schnell Zugang zu der Person finden und ich hätte erwartet, dass es genauso gut weiter geht. Die Autorin nimmt sich Zeit, die Zwei ausführlich darzustellen wobei Darwin etwas mehr Platz bekommt. Leider kommt dann recht bald der Punkt, wo es sich überwiegend in den Gebrechen und Zipperlein verliert und Einblicke in das Wirken kaum noch Platz findet. Arztbesuche reihen sich aneinander, Dr. Beckett wird fast zum dritten Hauptakteur. Das Gleichgewicht zwischen Lebenswerk und Krankheit geht gänzlich verloren. Schade. Der Grundgedanke bietet eigentlich eine gute Idee. Zu dem einmaligen Treffen der beiden Großen kommt es dann schon eher zufällig nach gut der Hälfte des Romans. So lange hat man eigentlich darauf gewartet, doch dann war es rückblickend irgendwie unspektakulär. Ich würde mir hier keine nebensächliche Begegnung wünschen, sondern zahlreiche Zusammentreffen mit hitzigen Diskussionen und geistigen Höhenflügen. Die Autorin schreibt in einem meist flüssigen und gut lesbaren Stil. Es liest sich überwiegend angenehm, aber die Sätze sind oft recht kurz dafür aber klar formuliert. Es ist extrem von Dialogen geprägt und findet nur an wenigen Schauplätzen statt. Eine Grundbetrübtheit, bedingt durch Krankheiten und Unzufriedenheit, zieht sich durch das ganze Buch. Unterhaltung oder tiefe Emotionen sollte man nicht erwarten. Es ist kein Buch, das man nebenbei lesen sollte, denn es erfordert durchaus ein gewisses Maß an Konzentration. Durchaus habe ich ein Buch erwartet, dass eher die privaten Seiten von Darwin und Marx betrachtet. Allerdings standen mir Krankheiten und Arztbesuche sowie Gespräche um die Kirche zu sehr im Vordergrund. Auch hätte ich mir gewünscht, dass sich die beiden mehr als einmal Treffen und dabei munter fachsimpeln. Ich empfehle dieses Buch all jenen, die an einer Mischung aus lehrreichen, historischen Fakten von Darwin & Marx kombiniert mit einer halbfiktiven Handlung interessiert sind.

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