kimvi
Die Münchner Familie Donaubauer besitzt mehrere Lichtspielhäuser. Elsa Donaubauer hat für die Ehe mit Karl Wien verlassen und ihre vielversprechende Schauspielkarriere aufgegeben. Doch sie bereut diesen Schritt nicht. Denn genau wie der Rest der Familie Donaubauer lebt sie für die Lichtspielhäuser und die Welt des Films. Selbst Alfred Hitchcock ist so begeistert von Elsa, dass er ihr eine Hauptrolle anbietet. Eines Tages ändert sich für Elsa alles, denn Karl brennt mit einer Revue-Tänzerin nach Amerika durch. Plötzlich trägt Elsa allein die Verantwortung für ihre beiden Töchter und muss ihre Stellung im Familienunternehmen behaupten. "Das Lichtspielhaus - Zeit der Entscheidung" ist der Auftakt einer Reihe um die fiktive Münchner Kinobetreiber-Dynastie Donaubauer. Dieser Band umfasst die Jahre 1926 bis 1939. Im Zentrum der Handlung stehen Elsa und ihre Schwiegermutter Zenzi, die starken Donaubauer-Frauen, die sich in der Welt der Lichtspielhäuser behaupten müssen. Dabei müssen sie sich nicht nur mit neuen technischen Möglichkeiten, sondern auch politischen Einflüssen auseinandersetzen. Ohne langatmiges Vorgeplänkel befindet man sich sofort mitten im Geschehen, denn Elsa wird bereits ganz am Anfang von Karl verlassen und setzt alles daran, ihre Stellung im Unternehmen zu behalten. Der Roman begeistert von der ersten Seite an, da Heidi Rehn es wieder hervorragend versteht, Handlungsorte und Protagonisten so zu beschreiben, dass man alles mühelos vor Augen hat und dabei das Gefühl bekommt, selbst ein Teil des Familienunternehmens zu sein. Die Charaktere wirken authentisch, sodass man sich mit ihnen identifizieren kann. Das Schicksal hält einiges für die Familie bereit. Dadurch wirkt die Erzählung nie langweilig oder vorhersehbar. Die Autorin webt geschichtliche Hintergründe, Filme, Schauspieler und neue Techniken gekonnt in die Handlung ein. Dadurch hat man das Gefühl, dass diese fiktive Geschichte sich tatsächlich so zugetragen haben könnte. Man taucht förmlich in die Vergangenheit ein und mag sich kaum vom Gelesenen lösen. Obwohl das Buch recht umfangreich ist, liest es sich quasi von selbst. Denn der Schreibstil ist sehr flüssig und angenehm lesbar. Ich habe mich beim Lesen ausgesprochen gut unterhalten, da ich früh in den Sog der Handlung geraten bin und den Glanz der Lichtspielhäuser genossen habe. Ich hatte wirklich das Gefühl, dass diese fiktive Erzählung sich so zugetragen haben könnte und bin schon ganz gespannt auf den nächsten Teil der Reihe.