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Sigrid_02

Posted on 9.6.2019

Eigentlich eine interessante Geschichte. Leider hätte die Autorin es lieber bei dem kurzen Zeitschriftenartikel belassen sollen, den sie ursprünglich für dieses Thema gewählt hatte. Obwohl die Verbindung zwischen Sally Horner und der "Lolita"-Erzählung offensichtlich ist (nicht zuletzt, weil Nabokov Sally Horner selbst im Roman erwähnt), stellt es die Autorin so dar, als sei Nabokovs Wissen um die reale Geschichte nicht belegt. Die Autorin erwähnt selbst erst in der Mitte des Buches, was der Leser bereits seit dem Lesen von "Lolita" weiß: dass Nabokov sehr wohl von Sally Horners Schicksal wusste. An vielen Stellen hat man das Gefühl, die Autorin verliert sich in der Beschreibung von Randfiguren und Parallelereignissen, was sicherlich dem Umstand geschuldet ist, dass zur realen Geschichte viele Informationen im Lauf der Zeit verschollen sind. Die Autorin gibt sich Mühe, am Ende des Buches ihre Analysen zu belegen, verweist aber im Buch selbst nicht auf diesen Anhang, sodass er dem Leser wenig nützt, wenn er ihn am Ende entdeckt, da er nicht mehr verknüpfbar ist mit den Fragen, die während des ersten Lesens auftauchten. Aus diesen Gründen erhält das Buch von mir nur eine mäßige Bewertung, auch wenn einige Passagen durchaus fesselnd und der Text insgesamt gut geschrieben war. Das Schicksal von Sally Horner ist tragisch und hallt nach, besonders, weil ihr kurzes Leben von so viel Leid überschattet war.

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