Fhina Basbair
Schon mit ihrem ersten Buch - Gehen, um zu bleiben - konnte mich die junge Autorin vollends begeistern, umso gespannter war ich auf ihren ersten Roman. Und ich wurde nicht enttäuscht, denn Anika spart nicht an Emotionen und das ein oder andere Tränchen ist beim Lesen durchaus geflossen. Das Buch macht vor allem eines: Lust auf Italien, Strand und Meer. Das letztere liebt sowohl Anika, als auch unsere Protagonistin Laura (und ich übrigens auch). Es waren noch neunzehn Kilometer bis zum Meer, und das Meer, das war schon immer ihr erstes Ziel gewesen. Neben Laura gibt es als unsere Hauptprotagonisten noch Emilio, Lauras Papa und Gianna, von welcher Laura nach ihrer Ankunft in Italien bei ihrem Vater auch direkt empfangen wird. Im Gegensatz zur üblichen Herzlichkeit und Gastfreundschaft der Italiener, ist Gianna distanziert, reserviert und kalt. Laura kann dieses Verhalten nicht verstehen, bis es zum großen Knall kommt und sie Gianna konfrontiert. Diese Distanziertheit hat Anika wunderbar beschrieben. Und auch den Streit zwischen den beiden, denn in Laura steckt - obwohl sie mehr als die Hälfte ihres Lebens in Deutschland verbracht hat - doch eine Menge italienisches Temperament. (You can take a girl out of Italy but you can't take Italy out of a girl.) Und Lauras Vater steht zwischen den beiden Frauen, die ihm beide viel bedeuten und einem Vorfall, den er am liebsten vergessen würde. Emilio ist seit einem Unfall im Rollstuhl und macht die Nacht zum Tag. Der Kontakt zu seiner Tochter war bisher eher sporadisch, deshalb ist er umso erstaunter, als Laura tatsächlich plötzlich in seinem Haus steht. Im Buch kommt das Gefühl der Entfremdung, welches entsteht wenn man sich über lange Zeit nicht sieht und keinen wirklichen Kontakt hat, sehr gut zu Papier. Als Leser schafft man es, sich gut in beide Charaktere hineinversetzen, mit ihnen zu fühlen und ihren Gedankengängen nachzugehen. Mir hat sehr gut gefallen, wie sich die Beziehung zwischen den beiden entwickelt hat, wie sich beide Charaktere entwickelt haben und wie diese mit der neuen Situation des Zusammenlebens umgegangen sind. Die anderen Charaktere; Rio, Lucas, Pino und alle anderen runden die Geschichte sehr schön ab. Alles passt wunderbar zusammen und man möchte sich am liebsten mit allen an einen großen Tisch setzen, leckeres Essen und guten Wein genießen. Danach vielleicht einen schönen Spaziergang am Meer inklusive Sonnenuntergang. Das Buch zeigt auf, dass die Vergangenheit zwar ein Teil von uns ist, aber man dieser nicht mehr ändern kann. Dass es gut ist zu Fragen und Hinterfragen, um gewisse Dinge besser zu verstehen, dass es aber auch wichtig ist, Dinge irgendwann ruhen zu lassen, zu verzeihen und nach vorn zu schauen, um Frieden mit sich selbst und seinem Umfeld zu schließen. Auch wenn beim Lesen mehr als nur eine Träne geflossen ist, kann man es als Wohlfühlbuch bezeichnen, denn nach dem Regen kommt auch in diesem Buch wieder der Sonnenschein und letztendlich auch der italienische Sommer. Am Ende möchte ich nochmals auf den wunderbaren Schreibstil von Anika hinweisen, der mich selbst jetzt beim Schreiben dieser Rezension ganz sentimental macht. Wie auch immer sie es macht, sie schafft es immer wieder bestimmte Passagen mit unglaublich tollen Worten auszuschmücken, dass einem die Tränen in die Augen steigen, dass man kurz inne halten muss, um es noch einmal zu lesen und dann mit einem Lächeln weiterzulesen. Sie fühle Fernweh und Heimweh in ihrer Brust, Beklemmung und Weite, Mut und Angst, alles war plötzlich da, und Laura ließ sich davon überschwemmen. Fazit: 🌟🌟🌟🌟🌟 Dieses Buch ist wirklich ein Schatz, den es zu entdecken lohnt, der nachdenklich stimmt und dennoch voll Leben und Abenteuerlust steckt. Mein Fernweh nach Italien und dem Meer ist zumindest vollends entfacht.