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gwyn

Posted on 30.5.2019

Zwei Wissenschaftler haben ein Sachbuch als Comic gestaltet. Naturwissenschaftliches und Geschichtliches als Comic, für mich eine klasse Idee, denn das Buch ist anspruchsvoll gestaltet. Ein Mann landet in seinem Gehirn und begibt sich auf eine Expedition, das Innere zu erkunden. Zunächst steht er mitten im Wald. Wie kommt er bloß wieder heraus? Ab ins erste Kapitel: Morphologie: Hier trifft er auf den Hirnforscher Santiago Ramón y Cajal (1852 – 1934) und gleich darauf auf Camillo Gogli (1843 – 1926). Sogleich fangen die beiden Herren an zu streiten, wer denn nun recht hätte zum Informationsfluss zwischen Neuronen und Nervensystem. Und nun sind wir bei den Themen Dendriten, Soma und Axon. Unser Mann rutscht in ein Neuron, so beginnt das zweite Kapitel: Pharmakologie: Er trifft auf Charles Scott Sherrington, der sich mit den Synapsen befasst hat. Das Vesikel erklärt ihm der Nobelpreisträger, Biophysiker, Neurologe und Bernhard Katz (1911 – 2003): »Als ich in den 1950ern am University College London gearbeitet habe, entdeckte ich, dass die synaptische Übertragung nicht kontinuierlich passiert. Vielmehr werden Neurotransmitter in vielen kleinenPaketen freigesetzt. Ein solches Paket nennt man Quantum, und es ist in ein Vesikel eingeschlossen.« Und so geht die Reise weiter zur Elektrophysiologie, dann zur Plastizität, wo der Mann etwas über Erinnerung und Konditionierung erfährt und am Ende des Abenteuers steht die Synchronizität. Ein feiner Comic für meine Begriffe, aber es ist keine Novel oder ein Micky-Maus – es ist und bleibt ein Sachbuch auf hohem Niveau. Wer sich für dies Buch interessiert, sollte sich für medizinische Dinge interessieren. Das Gehirn ist komplex, so wie auch der Comic. Wunderschön finde ich die Kombination aus Wissenschaft und Geschichte. Die Wissenschaftler, die sich um die Erforschung des Gehirns einen Namen gemacht haben, stellen das Ergebnis ihrer Forschung selbst vor. Durch die Zeichnungen werden die komplexen Fachinhalte bildlich gut dargestellt – und das mit einer guten Portion Humor. Mir hat das Buch sehr gut gefallen. Die ganzen medizinischen Fachbegriffe bleiben natürlich nicht alle hängen und vieles wird mal ein paarmal nachlesen wollen. Somit ein feines Nachschlagwerk der besonderen Art. Interessierte Jugendliche der höheren Klasse werden auch ihren Spaß dran haben, wenn das Thema im Unterricht durchgenommen wird. Dr. Matteo Farinella wurde in Bologna geboren, er promovierte am University College London in Neurowissenschaften. Seither kombiniert er seine Leidenschaft für Illustration mit wissenschaftlicher Expertise und arbeitet an Projekten, die Wissenschaft durch Visualisierung zugänglicher machen. Dr. Hana Roš schloss ihr Studium der Neurowissenschaften an der UCL ab, danach promovierte sie in Oxford. Nach einem Postgraduiertenstipendium in Yale kehrte sie 2009 als wissenschaftliche Mitarbeiterin ans UCL zurück.

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