Gabriele Feile
Zugegeben, ich hatte was anderes erwartet. Ich dachte, das ist ein Buch, in dem beschrieben wird, was Sterbende am Ende ihres Lebens am meisten bereuten. Aber das hatte ich verwechselt, zum Glück. Denn das was Alexander Krützfeldt hier "abgeliefert" hat, ist ein Prachtexemplar von Buch. Seine Sprache ist die eines Kolumnisten des SZ-Magazins. Vielleicht ist/war er das. Mir gefällt das jedenfalls. Die 25 wahren Geschichten, die er erzählt, fühlen sich an wie ein Roman. Unglaublich starke Charaktere, die der Autor brillant beschreibt, ohne dass er seitenweise darüber lamentiert. Ich hatte bei allen sofort ein Bild im Kopf und Lust, mich mit ihnen zu unterhalten und ihnen Fragen zu stellen. Also genau das, was Krützfeldt gemacht hat. Ein Jahr lang hat er Frank Wenzlow, sein Team und seine Familie begleitet und von ihren unglaublich intensiven Leben erfahren. Solche Geschichten kann man sich nicht ausdenken. Weil er den letzen Wunsch seiner Frau nicht erfüllen konnte, tut Frank das nun für andere Sterbende. Er bietet Sternenfahrten an, in einem Krankenwagen, der den Namen Lissy 1 trägt. Die Ziele der Fahrten sind ganz unterschiedlich, ebenso die Passagiere. Beim Lesen wird einem vieles klar: wie wertvoll das Leben ist, wie nah der Tod sein kann und wie weit weg wir ihn gerne schieben. Ich konnte kaum aufhören zu lesen, und mein Taschentuchverbrauch war ziemlich hoch. Mein großer Respekt gilt dem Autor aber ganz besonders Frank Wenzlow, seinem Team und all den Menschen, die Sterbende menschlich begleiten. Vielen Dank.