sbs
Die Chefredakteurin eines Modemagazins, Imogen Tate, musste aufgrund einer Krebserkrankung eine Auszeit über ein halbes Jahr nehmen. Nach der Rückkehr in die Redaktion ist nichts mehr wie es war. Ihre ehemalige Assistentin Eve, mittlerweile Absolventin der Harvard-Business-School und Contentchefin, führte in Imogens Abwesenheit das Magazin ins digitale Zeitalter. Imogens geliebte Printversion gibt es nicht mehr, stattdessen eine App, was die 42-Jährige, die wenig technikaffin ist, absolut überfordert. Eve hingegen bringt das technische Know-How mit, hat aber einen dominanten "Führungsstil", sabotiert und intrigiert wo sie nur kann, um den "Dinosaurier" Imogen loszuwerden, sobald sie deren über 20 Jahre entstandenen Kontakte ausgeschlachtet hat. Ich hatte vor der Lektüre Lust auf etwas leichte, seichte Unterhaltung, boshafte Zicken und das im Wettstreit konventionell vs. modern, Print vs. Digital. Das bekommt der Leser auch, aber noch einiges mehr. Die Autorinnen haben einen witzigen, bissigen, spritzigen und flüssigen Schreibstil und schaffen es den Leser in das Geschehen zu verwickeln. Schnell entsteht eine große Sympathie für Imogen. So groß diese Sympathie ist, so groß ist der "Hass" auf Eve, die sich in ihren Attacken immer weiter steigert und den Bogen nicht nur einmal gehörig überspannt. Das klingt nach einem extrem überspitzten "Gut gegen Böse"-Szenario, aber es ist mehr! Die anderen Charaktere sind auch gut gelungen und recht verschieden, sodass sich nicht alles nur auf die beiden Kontrahentinnen konzentriert. Lobenswert sind die Gedankengänge Imogens zu erwähnen, wenn sie sich beispielsweise mit der Modernisierung auseinandersetzt. So erhält das Buch eine Tiefe, die man bei einem Frauenunterhaltungsroman mit einem Zickenkrieg im Fokus, so gar nicht erwartet hätte. Je weiter man liest, desto gefangener ist man vom Geschehen, was mich äußerst positiv überraschte. Es war kaum möglich das Buch aus den Händen zu legen, weil ich wissen wollte, wie es weitergeht, zwischen den Frauen, in der Belegschaft, dem Magazin und selbst dem Privatleben der beiden Frauen. Zwar ist einiges vorhersehbar, doch das tat der Sache keinen Abbruch. Das kurzweilige Buch hat mich dazu angeregt das eigene (Internet-)Verhalten zu überdenken. (keine Sorge, die Digitalisierung wird nicht als Untergang der Menschheit dargestellt!) Das Thema Digitalisierung ist brandaktuell und Mode ist ja schon eh und je ein beliebtes Frauenthema. Dieses Buch kann man jedoch auch genießen, wenn man sich für Mode nicht wirklich interessiert (wie ich) oder sich wenig mit den technischen Errungenschaften auseinandergesetzt hat.