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Thomas Rehehäuser

Posted on 6.5.2019

Auf Seite 49 erläutert er das kleine Ich: »Was ist die Kraft, die immer aufs neue die Menschen einander entfremdet, sie in Hader und Streit wirft und zur Vernichtung antreibt? Was ist im Menschen das dunkle Prinzip, das immer stärker zu sein scheint als alles Licht der Vernunft? Was ist es, das die Menschen so gegeneinander aufbringt, die Ehen entzweit, innerhalb der Völker den unsachlichen zank der Parteien entfacht und den Kampf um die Macht zwischen den Völkern nie aufhören läßt, obwohl die Vernunft sagt, daß genug Platz für alle da sei? Es immer das gleiche: das kleine Ich, das nichts sieht als sich selbst, nichts sucht als sein endliches Leben, nichts will als seinen gesicherten Bestand, nichts liebt als seine Lust und, allein um sich selbst besorgt, im anderen nur die Gefahr für das eigene Leben, nie aber des anderen Notwendigkeit und Lebensrecht wahrnimmt. Das kleine Ich lebt keineswegs nur im einzelnen Menschen. Es liebt nicht weniger in allen Verbänden; als das kleine Ich der Familie, der Sippen, der Stände und Klassen, der Parteien und Organisationen, der Völker und Rassen. Wo immer aber das kleine Gruppen-Ich vorherrscht, hat die Wirksamkeit aller höheren Ideen keine verwandelnde Kraft; denn sie haben ihre unverrückbare Grenze am Willen zur schrankenlosen Entfaltung, Geltung und Befriedigung im Endlichen und an der Sorge und Angst um Sicherung und Bestand.«

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