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rumblebee

Posted on 3.5.2019

Botschaft gut, Stil Mittelmaß Ich muss meine Bewertung eigentlich zweiteilen: die Botschaft des Buches einerseits, und sein Schreibstil, sein Aufbau, also die „Darreichungsform“, andererseits. Beides befindet sich leider nicht auf demselben Niveau. Gegen die Botschaft habe ich überhaupt nichts – sie ist mutig und sicherlich wichtig in unserer Zeit. Der Westen beweihräuchert sich selber, und lügt sich in die eigene Tasche, was seine Einmischung in Krisenherde weltweit angeht. Politiker haben oft ihre ganz eigene Agenda, was Kriege und Unruhen betrifft. Allerdings – Herr Todenhöfer hält seine Leser meiner Ansicht nach auch ein wenig für naiv. Das Meiste hier geschilderte habe ich mir durchaus selber schon gedacht. Überrascht war ich nur, wie weit das gehen kann – dass die USA beispielsweise Kriege bewusst anzetteln oder in Kauf nehmen, um gezielt eine Region zu destabilisieren. Und, mit Verlaub – ich glaube, dass Herr Köhler nicht „nur“ aus den hier vermuteten Gründen nicht mehr im Amt ist… das scheint mir zu kurz gegriffen. Der Botschaft des Buches möchte ich insgesamt ein „Gut“ verleihen. Dem Schreibstil und Aufbau allerdings höchstens ein „Befriedigend“. Das liegt an mehreren Aspekten. Anfangs war ich vom ausführlichen Inhaltsverzeichnis noch begeistert. Im Lauf der Lektüre merkte ich jedoch, dass hier Vieles „aufgeblasen“ wirkte. Das Inhaltsverzeichnis ist nur deshalb so lang, weil sämtliche Zwischenüberschriften (die in der Mehrzahl der Fälle schlicht überflüssig waren!) mit aufgeführt sind. Die hätte ich als Lektor ersatzlos gestrichen. Beim Lesen habe ich sie später dann auch übersprungen. Ich hätte auch mehrere Kapitel gestrichen, weil sie – meiner Ansicht nach – zur beabsichtigten Botschaft des Buches nichts beitragen. Mehrere Kapitel waren schlicht Reiseberichte. Wie gefährlich es war, durch den Jemen zu reisen. Wie er sich zu den Rohingya durchgeschlagen hat. Wie er mit Kindern in Krisengebieten Fußball spielt. Wie er mit seinem Sohn die Trump-Wahl in den USA beobachtet… sorry, das alles ist zwar recht „putzig“, wirkt aber eher wie Selbstbeweihräucherung. Sicher ist er auch ein guter Reiseschriftsteller. Hier durchmischt sich aber alles auf unübersichtliche Weise. Der Sprachstil dann… in einer anderen Rezension habe ich gelesen, es wirke ein wenig wie „Onkel Jürgen erklärt jetzt mal dem Leser die Welt“. Dem kann ich bedingt zustimmen. Teilweise tappt Herr Todenhöfer in dieselbe Falle wie die Politiker – denn auch er berichtet einseitig. Es herrscht eine starke Schwarz-Weiß-Zeichnung vor. Und zu guter Letzt haben mich die Referenzen auf seine anderen Bücher ein wenig irritiert. Vor allem spielt er auf seine Besuche beim IS an, als müsste jeder schon davon wissen oder gelesen haben. Er grenzt dieses neue Buch nicht trennscharf von seinen vorherigen Werken ab. Insofern pendele ich mich letztlich auf eine mittlere Gesamtbewertung ein. Wohlgemerkt, sicher hat er recht damit, dass der Westen Blut an den Händen hat. Aber „als Buch“ fand ich dieses Werk eher mittelmäßig.

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