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drwarthrop

Posted on 1.5.2019

Schamoni zeichnet im ersten Teil seiner „Wolli Köhler“ Trilogie auf nicht einmal 300 Seiten ein extrem facettenreiches und interessantes Bild des Kulturmillieus der 60er Jahre auf St Pauli, das im Gegensatz zu anderen Genrevertretern (wie zB Heinz Strunk mit „der goldene Handschuh“) auf eine feine, stringente und nüchterne Art zu beeindrucken weiß. Gerade die unterschwellige Präsenz der Sprache fungiert wunderbar als Leiter, um die vielschichtigen und (als Außenstehender) schwer zu fassenden Themen im Roman unterzubringen und für den Leser zu verdeutlichen. Dabei baut der Autor nicht auf vulgäre oder obszöne Diktion, sondern eher auf provokative Schlichtheit. Charaktere werden nuanciert eingefangen und entwickeln über die Zeit Persönlichkeit und Charme, wodurch die ganze Geschichte von Anfang an menschlich wirkt. Eine klassischer coming-of-Age Roman, der bereits schnell seine Stärken präsentiert, ein wenig schockiert und trotzdem ein tolles Erlebnis darstellt, das ich jedem nur wärmstens ans Herz legen kann.

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