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Fragt mich nicht, warum genau ich diesen Manga unbedingt mitnehmen musste, als ich ihn auf der DeDeCo entdeckte. Vermutlich war es eine Mischung aus Neugierde, was sich hinter dem Genre „Sexy Comedy“ wohl verbergen mag, und dem Wunsch nach leichter Lektüre. Letzteres ist "Cherry Teacher" auf jeden Fall, denn der Manga ist eher episodisch aufgebaut, sodass man auch ohne volle Konzentration der Handlung leicht folgen kann. Im Grunde legt der Manga es darauf an, mit vielen gängigen Klischees zu spielen – oder zumindest vermute ich, dass es die eigentliche Intention war, schließlich sind die Hauptcharaktere allesamt stereotypisch überformt: Das feminin-niedliche, das sportlich-jungenhafte und das reifere Mädchen treffen auf einen engagierten, aber ungeschickten „Normalo“-Lehrer. An sich hätte das alles funktionieren können – womöglich noch selbst mit dem permanenten Fanservice (bei dem auch der männliche Protagonist mal seine Kleidung verliert). Doch bereits der erste Band hat zwei große Probleme: Erstens: das „Sexy-Zufallsszenen-Girl“. Eigentlich war ich nach dem Klappentext gespannt darauf, wie der Manga dieses Klischee, also das „zufällige“ Sichtbarwerden der Unterwäsche weiblicher Charaktere, auf die Hörner nimmt. Da hätte man echt was Gutes draus machen können. Stattdessen wird Yuna, die – ob zufällig oder doch gewollt – immer wieder ihre Unterwäsche präsentiert, mit Victim Blaming überhäuft. So bekommt sie, nachdem sie von einem Typen belästigt wurde, von ihrem Lehrer zu hören, dass sie daraus lernen und ihr Verhalten korrigieren soll – während die einzige Konsequenz für den Täter ein Schlag ins Gesicht bleibt. Zweitens: Shizuka Aoi als lesbischer Charakter. Die Geschichte spielt an einer reinen Mädchenschule – und trotzdem wollte Tachibana wohl das Klischee des Perverslings in die Geschichte einbauen. Zumindest hoffe ich, dass die Darstellung Shizukas so entstanden ist. Als einzig offen lesbische Person der Geschichte hat sie nämlich diese Rolle bekommen: Wann immer sie kann, begrabscht und bespannert sie ihre Mitschülerinnen. Dabei wird es immer wieder so dargestellt, dass sie als lesbisches Mädchen einfach ihren Trieben nachgeben müsste und sich deswegen immer wieder über die Grenzen ihrer Mitmenschen hinwegsetzt. Und das geht einfach gar nicht. Das ist keine „Sexy Comedy“ mehr, sondern Untermauerung von Vorurteilen. Zwar könne man dem Manga noch positiv anrechnen, dass der Lehrer aufrichtig am Wohl der Schülerinnen interessiert zu sein scheint und in den meisten Situationen einigermaßen vernünftig handelt, aber mein Bedürfnis, diese Reihe weiter zu verfolgen, geht ziemlich gegen Null. Fazit "Cherry Teacher" hätte eine amüsante Reihe werden können, die gängige Manga- und Anime-Klischees auf die Schüppe nimmt. Doch anstatt aufzuzeigen, wie absurd manche dieser gängigen Themen und Situationen sind, werden sie nur weiter verstärkt. Gerade das Victim Blaming und die Darstellung des einzigen lesbischen Mädchens als permanente Triebtäterin sind absolute No-Gos. Daher gebe ich nur 1 von 5 Sternen.