kimvi
Bei ihrer Arbeit als Archivarin entdeckt Elodie Winslow eine alte, aber ausgesprochen hochwertig verarbeitete Aktentasche, ein Skizzenbuch und eine Fotografie, auf der eine wunderschöne, junge Frau in die Kamera lächelt. Bei der Durchsicht des Skizzenbuchs erblickt Elodie ein Haus, das ihr seltsam vertraut vorkommt. Es scheint genau das Haus aus der Gute-Nacht-Geschichte zu sein, die ihr ihre viel zu früh verstorbene Mutter als Kind immer erzählt hat. Elodies Neugier ist geweckt und sie setzt alles daran, das Haus zu finden und zu erfahren, wer die Frau auf dem Foto ist. Die ersten Spuren führen sie zum Maler Edward Radcliffe, in dessen Leben es im Sommer 1862 zu einer Tragödie kam, von der er sich bis zu seinem frühen Tod nie mehr erholt hat..... Dreh- und Angelpunkt dieses Romans ist das Herrenhaus Birchwood Manor, das auf seine Bewohner einen ganz besonderen Reiz ausübt. Die Geschichte, der Tochter des Uhrmachers und ihre Verbindung zu Birchwood Manor, wird aus wechselnden Perspektiven betrachtet und spielt sich auf unterschiedlichen Zeitebenen ab. Im Handlungsstrang der Gegenwart beobachtet man die Archivarin Elodie dabei, wie sie versucht, das Geheimnis um das Skizzenbuch und die Fotografie zu lüften. In der Vergangenheit führt Birdie durch das Buch, dabei erfährt man sowohl etwas über ihre eigene Vergangenheit und ihre Verbindung zum Maler Edward Radcliffe und Birchwood Manor, allerdings hat sie auch einiges über die Schicksale der wechselnden Besucher und Bewohner des Herrenhauses zu berichten. Kate Morton gelingt es vom ersten Moment an, eine ganz besondere Atmosphäre zu erschaffen, die sich wie ein roter Faden durch das Buch zieht. Der Schreibstil ist flüssig und angenehm lesbar. Handlungsorte und Protagonisten werden so detailliert beschrieben, dass man sie beim Lesen mühelos vor Augen hat und ganz in die rätselhafte Geschichte eintauchen kann. Gerade am Anfang sollte man allerdings konzentriert lesen, um die unterschiedlichen Zeit- und Handlungsebenen ins richtige Verhältnis zu setzen. Doch wenn das gelungen ist, dann steht einem spannenden, leicht mystischen Lesegenuss nichts mehr im Wege. Die unterschiedlichen Stränge wirken geheimnisvoll und verknüpfen sich im Lauf der Handlung gekonnt. Obwohl das Buch recht umfangreich ist, fliegt man größtenteils durch das Geschehen, da man unbedingt erfahren möchte, was im Sommer 1862 wirklich passiert ist. Allerdings hat man etwa in der Mitte des Buchs kurzzeitig das Gefühl, dass sich die Geschichte in Details verliert und etwas langatmig wirkt. Doch das gibt sich recht bald, da die Spannung dann wieder ansteigt. Ich habe "Die Tochter des Uhrmachers" innerhalb von zwei Tagen verschlungen, da mich die düstere und leicht unheilvolle Atmosphäre in ihren Bann gezogen hat und ich unbedingt erfahren wollte, was damals geschehen ist. In der Mitte hatte ich zwar kurzzeitig das Gefühl, dass die Geschichte etwas zu detailliert wird, doch das hat sich dann zum Glück schnell gegeben. Auf meiner persönlichen Bewertungsskala vergebe ich deshalb vier von fünf Sternchen.