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elisabethdietz

Posted on 13.4.2019

Jeder habe "eben mal einen schlechten Tag", sagt die Neue, aber "die Zahlen" braucht sie trotzdem heute noch auf ihrem Tisch. "Nach Mittag wäre fein. Gell?" Die Neue ist Birgits Vorgesetzte. Sie ist übergriffig und spricht, wenn sie Birgit tadelt, "als ihre Freundin". Die Neue hat ein Ergometer im Büro aufgestellt. Birgit bestellt Pizza. Die Neue sagt, in Lüneburg hätten sie oft stundenlang an einem Projekt gesessen und gar nicht gemerkt, dass sie Hunger hatten. Nach einigen Schlucken eisgekühlten Lambruscos packt Birgit ihre Tasche. Den Kaktus packt sie ein, die Ansichtskarten der Außendienstleiter, das Geschenk der Firma zu ihrem 25. Jubiläum. Und dann geht sie. Max Baitingers kubistischer Bürocomic erzählt vom Ende einer Arbeitswelt, nämlich der, in der Dienst Dienst war und Schnaps Schnaps, in der es egal war, ob man sich für ein Projekt begeisterte, solange man seine Arbeit erledigte, und in der man die Mittagspausen einhielt. Diese rechtwinklige, karteikartengelbe Ordnung weicht einer neuen Firmenkultur, die nicht nur die Zeit der Angestellten, sondern ihre Seelen will. Wie Birgit sich dem wortlos widersetzt, ist groß und befreiend.

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