Cathy | Mlle Facettenreich
Carmen ist Schriftstellerin und lebt zurückgezogen in einem Haus am See in der Nähe eines alten Dorfes, das sich dem Tempo der Welt entzogen hat. Sie findet Entspannung und Frieden im Schreiben von Krimis. Mit Leichen kann sie umgehen, besser als mit den Lebenden. Sie hält sich von Menschen fern, erträgt nur schwer Nähe, sei es körperlich oder seelisch. „Hallo“, sagte sie. Die Leiche sagte nichts. S. 87 Und mehr sei von der Geschichte nicht verraten, denn diese Thriller-Novelle funktioniert nur mit möglichst wenig Vorwissen. Einen kleinen, akustischen Vorgeschmack auf die Stimmung der Geschichte bietet der Soundtrack, denn Magret Kindermann für ihr Buch zusammengestellt hat. MEINE MEINUNG Magret Kindermann schafft in nur wenigen Sätzen eine unglaublich greifbare Atmosphäre in der man sich ohne weiteres verliert. Die Couch auf der man während des Lesens sitzt ist schnell vergessen und man fühlt die kalte Seeluft, hört das Rascheln des Waldes, das Plätschern des Wassers, sieht den Nebel und spürt die frische, kalte Luft, hört das Knarzen des alten Hauses. Ihre Novelle ist schnell gelesen, aber tief wie ein Ozean. Sie holt den Leser von der ersten Seite an ab und behält ihn bis zur letzten Seite in der Geschichte, ohne Möglichkeit Luft zu holen. MEIN FAZIT Ein philosophischer Thriller heißt es auf dem Buchrücken und das trifft es absolut. Denn die Geschichte, vor allem das Ende, liefert reichlich Platz für Interpretation, für Gedankenspiele, Überlegungen über Wahn und Wahrheit. Tief und düster, atmosphärisch mit einem Hauch Melancholie.