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lermann

Posted on 13.3.2019

Heinz Strunk gehört zu den Autoren, die ganz besondere Bücher schreiben. Ob es ganz besonders gute sind, sollen andere entscheiden. Wer durchgängig in einem Roman „als Einzigster“ schreiben darf, der hat von seinem Verlag einen gewissen Grad an literarischer Narrenfreiheit erkaufen können. Schon bereits das ist harte Arbeit, vielleicht noch härter als das Schreiben selbst. Bevor Heinz Strunk auftauchte, gab es das Kind, den Jugendlichen und den jungen Erwachsenen Mathias Halfpape. In diesem Buch reisen wir mit ihm zurück in seine Kindheit zwischen 1966 und 1974. Dass die Geschichte biografisch eingefärbt ist, ist nach allem, was wir bereits über den Mathias kennen, der später in Tanzbands spielen wird („Fleisch ist mein Gemüse“), nicht von der Hand zu weisen. Ist das Aufwachsen in dieser Zeit schon schräg genug, mit der Hörzu als Meinungsbildner in den deutschen Haushalten und mit einer rauhen norddeutschen Dorfjugend als Peer-Group, zwischen Großeltern und Großtanten, die ihre Kriegserlebnisse als Depressionen an ihre Kinder weitergeben, so schafft es Heinz Strunk dazu noch, seinen Mathias in der Sprache der jeweiligen Altersphase reden zu lassen. Mit allem was dazu gehört. So ein formales Experiment funktioniert nur, wenn man es als Autor geschafft hat, seine jugendliche Stimme im Kopf zu bewahren und zu pflegen und nicht irgendwann dazu übergeht, ausschließlich das Sprüchewerk der Erwachsenenwelt als Konversationsleitfaden zu benutzen, um die sicheren Lacher auf seiner Seite zu haben. Heinz Strunk ist ja schon immer genau das gewesen: ein Sprachforscher und einer, der daraus ein Fest macht, vielleicht in der Tradition von Loriot. Und da er das mittlerweile so gut drauf hat, wagt er sich in diesem Buch an die zarten Bande zwischen dem Kind und seiner engsten Umgebung Schulhof, Ferien, zu Hause, Edekaladen und der Familie, den Freunden und Freundinnen, die darin aus der Sicht des Heranwachsenden alles übergroß ausfüllen.

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