Gutenbuchclub
„Nichts im Leben hat Bedeutung“. Mit diesem Satz lässt Pierre Anton seine Mitschüler ratlos zurück – nicht ahnend, was er damit auslöst. Konfrontiert mit dieser nihilistischen Position beschließen seine Mitschüler, ihm das Gegenteil zu beweisen. Ihre Lösung: Sie wollen einen Berg aus Bedeutung ansammeln und beginnen reihum Dinge, die einen hohen ideellen Wert haben, zu opfern. Die geforderten Opfergaben unterliegen einer zunehmend eskalierenden Dynamik und erreichen ungeahnte Ausmaße. ⠀ „Nichts. Was im Leben wichtig ist“ von Janne Teller zieht den Leser trotz der einfach gehaltenen Sprache in seinem Bann. Der Spirale der Gewalt folgend werden gesellschaftlich Bedeutungsaufladungen hinterfragt und von leider oft eindimensionalen, ja stereotypen Charakteren verkörpert. Dass der Moslem Husein, der im Elternhaus geschlagen wird, seinen Gebetsteppich auf den Berg legen muss und diese Figur keine weitere Tiefe erhält, ist nur ein Beispiel dafür, wie platt die Themen „Bedeutung“ und „Wert“ tatsächlich thematisiert werden. ⠀ Häufig ist Tellers Poem im Lehrplan der Mittelstufe zu finden. Ob der Stoff des Romans und die vielfältigen Diskurse, die er anschneidet, im schulischen Kontext ausreichend besprochen und im Gespräch mit den Schülern aufgearbeitet werden kann, ist fraglich. Daher verstehen wir den Roman nicht als ein Jugendbuch. Selbst die Bezeichnung „All-Age-Titel“ wäre unserer Meinung nach noch zu weit gefasst.⠀ Entsprechend unserer Kritik ist unser Urteil gemischt. Während manche das Buch wieder in den Druck geben würden, sind andere der Meinung, dass die Intention des Werks hinter den platten Charakteren verblasst.