schnick
Manche Bücher lachen mich immer wieder an, aber es dauert dann doch eine Weile, ehe ich sie kaufe, und noch länger, ehe ich sie lese. Um "Suizid" bin ich immer wieder herumgeschlichen, habe es im Buchladen immer wieder in die Hand genommen, es aber doch immer wieder zurückgelegt. Ich hatte seit Jahren keinen Koontz mehr gelesen und war mir nicht sicher, ob ich immer noch etwas mit seinen Büchern anfangen kann. Und so interessant die Inhaltsangabe auch klingt: Das Buch hätte auch im Desaster enden können. Stattdessen bereue ich nun, das Buch nicht schon längst gelesen zu haben. Verdammt, ist das ein toller Thriller! Koontz fängt nicht bei Null an, sondern Monate, nachdem Jane Hawk, die Protagonistin, sich vom FBI beurlauben ließ und in den Untergrund gegangen ist, um den Selbstmord ihres Mannes aufzuklären. Trotzdem erfahren wir sehr schnell das Wesentliche, denn Koontz legt sofort mit guten Tempo los. Die Leser*innen sind von Beginn an mitten im Geschehen. Koontz' gelingt es in "Suizid", das Erzähltempo immer genau richtig zu wählen und das hat mir sehr viel Spaß gemacht. Zum Ende zieht er das Tempo ungemein an, der Thriller entwickelt echte Pageturner-Qualitäten, ohne dabei aber das Ziel zu verfehlen oder überhastet zu wirken. Der Knaller ist aber natürlich Jane Hawk. Ich habe selten eine dermaßen tolle Thriller-Protagonistin serviert bekommen: hart, aber nicht gefühlskalt, ihre Handlungen sind nachvollziehbar, sie ist durchweg sympathisch, ohne dass Koontz den Leser*innen die Sympathien aufdrängt, intelligent, man fiebert mit ihr mit. Aber vor allem: Ich will auch nach Beendigung des Thrillers mehr über sie lesen. Insofern ist es schön, dass "Suizid" der Auftakt einer Serie ist. Hierzu sei gesagt, dass ich Cliffhanger naturgemäß hasse. In diesem Fall ist der Cliffhanger aber relativ gut präsentiert. (Allerdings: Vielleicht empfinde ich das auch nur so, weil mittlerweile bereits einige Teile der Serie vorliegen, so dass mir reichlich Jane-Hawk-Lesefutter sicher ist, ohne lange darauf warten zu müssen.) Gibt es Punkte, die stören? Ich will es mal so sagen: Wenn man danach sucht, gibt es einige kleinere Details zu bemängeln: So ist zum Beispiel das Schicksal einiger Figuren in "Suizid" ist ziemlich vorhersehbar. Aber als wirklich störend habe ich letztlich nichts empfunden. Natürlich muss man sich auf die Thematik einlassen, um Spaß an dem Buch zu haben. Aber ganz ehrlich: Koontz ist ein tolles Buch zu einem spannenden Thema gelungen. Und wenn man es ganz genau nimmt, bietet Koontz eine wilde - aber funktionierende! - Mischung aus Rache- und Technologiethriller, Dystopie und Horror mit etlichen popkulturellen Verweisen. Wie oft bekommt man so viel in einem Buch geboten?