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Ursprünglich veröffentlicht auf Books on Fire https://www.booksonfire.de/2019/02/the-belles-01.html Zitat "Seid keine Närrinnen. Ihr könnt nicht beides haben. Wer will schon Liebe, wenn er mächtig sein kann? - Kapitel 7, Seite 65. Meine Meinung "The Belles" hatte ich bereits vor dem englischen Erscheinungstermin auf meiner Wunschliste, da das Konzept unheimlich spannend klang und viel Potenzial versprach. Umso mehr habe ich mich gefreut, als das Buch dann auf Deutsch angekündigt wurde mit einem wunderschönen Effektschutzumschlag. Doch leider wurde ich enttäuscht. Mich konnte kein Charakter wirklich für sich einnehmen. Weder Camelia noch Sophia konnten irgendwelche Emotionen in mir hervorrufen. Ich muss einen Charakter nicht mögen, aber er sollte zumindest interessant sein. Keine von beiden schaffte das wirklich. Über Sophia erfährt man recht wenig, was daran liegt, dass das gesamte Buch aus Camelias Sicht geschrieben ist. Meiner Meinung nach ein verschenktes Potenzial an dieser Stelle. Camelia selbst blieb für mich relativ farblos. Sie war mir nicht unsympathisch, aber sie konnte mich auch nicht dazubringen, dass es mich kümmerte, was mit ihr geschah. Auch mit der Liebesgeschichte konnte ich nicht wirklich anbandeln. Es wirkte so als müsste die Autorin diese Beziehung der Charaktere mehr aufblasen als nötig. Für den Verlauf der Geschichte wäre eine Freundschaft übrigens vollkommen ausreichend gewesen. Ebenfalls kritisieren muss ich das Nachwort der Autorin. Ich mag falsch liegen, aber für mich kommt die Message, die sie laut eben jenem Nachwort vermitteln wollte, leider absolut nicht in der Geschichte vor, beziehungsweise wird vernünftig thematisiert. Dass die Welt von Orléans oberflächlich ist und sich nur darauf beschränkt, wird klar, aber dass die Obsession mit der Schönheit einen Charakter korrumpieren kann, wird nur mehr oder weniger an einem Charakter wirklich festgemacht. Da hätten es mehr Beispiele sein dürfen. Der Plottwist am Ende konnte mich leider auch nicht wirklich umhauen. Ich hatte mit sowas irgendwie schon gerechnet und war daher nicht so geschockt, wie es die Autorin wohl gerne gehabt hätte. Die Cliffhanger sind gut, aber auch bereits relativ früh zu erwarten gewesen. Ob ich "The Everlasting Rose"* lesen werde, weiß ich noch nicht. Aber ich möchte nicht nur kritisieren. Das Buch hat auch gute Seiten. Zum Beispiel ist die LGBTQ+ Repräsentation relativ gut, wobei ich bei einer Zeitungsüberschrift zu einer transsexuellen Person die Formulierung kritisieren würde. Man kann sagen, es spiegelt unsere Realität wieder in der auch noch immer Zeitungsüberschriften ähnlich lauten, man kann aber auch kritisieren, dass man so etwas nicht reproduzieren muss. Das Urteil darüber überlasse ich an dieser Stelle jenen, die damit jeden Tag zutun haben. Auch aus Gendersicht empfinde ich das Buch als gelungen, da Mann und Frau wirklich gleichberechtigt zu sein scheinen. Dass das Königreich über die weibliche Linie vererbt wird, ist dazu noch ein kleiner Bonus. Viele kritisieren den Schreibstil als zu deskriptiv. Ich kann dem teilweise zustimmen, jedoch gibt es dann auch wieder viele Teile, die nur aus Dialog bestehen, was ich persönlich liebe. Aus diesem Grund flog ich förmlich durch die Kapitel. Allerdings hilft das nicht viel, wenn die Geschichte selbst sich im Schneckentempo bewegt. Statt auf über 500 Seiten, hätte man, meiner Meinung nach, die Geschichte auch auf 300-350 Seiten unterkriegen können. Fazit "The Belles - Schönheit regiert" wartet mit einer Idee voller Potenzial auf, schafft es aber nicht dieses auch zu nutzen. Leider baute sich zwischen der Protagonistin und mir keine Verbindung auf, welche über das langsame Erzähltempo hinwegtäuschen könnte. Für Band 2 wurde allerdings mit dem Ende eine gute Basis gelegt, die hoffentlich dann auch genutzt wird.