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Katherina Ushachov

Posted on 21.2.2019

Ich gebe zu, das Buch werde ich wohl bei irgendeiner Gelegenheit als Gratistitel bei Amazon heruntergeladen haben und gelesen habe ich es, weil mir jemand, als ich nach einer Zahl zwischen 1 und 266 nannte, genau die nannte, bei der es herausgekommen ist. Ich bin also ohne Erwartungen an das Buch herangegangen und wollte einfach lesen, was mir begegnet. Nun ... Der Anfang ist vielversprechend. Das Buch ist auf eine herrlich altmodische Art und Weise geschrieben. Eine neue Version der Jack-The-Ripper-Geschichte und ich kann durchaus auch Fantasy-Interpretationen der Story etwas abgewinnen (wie man z.B. an meiner Begeisterung für "Anno Dracula" erkennt). Aber ... nun ja. Das Buch hat eine Rahmenhandlung - der Arzt John beschließt nach vielen Jahren die Memoiren seines besten Freundes Seth Aspen zu veröffentlichen. Dieser hat einst Jagd auf Jack the Ripper gemacht. Eine Jagd, die ihn über die Grenzen der Welten führen soll. Der Teil, der dabei in London spielt und realistisch ist, ist gut recherchiert und in seiner trockenen Schilderung herrlich altmodisch. Man bekommt das Gefühl, einen der nüchternen Romane aus dem 19. Jahrhundert zu lesen und das fand ich sehr angenehm. Das Bild vom Leben in Whitechapel, vom Leben der einfachen Menschen dort und den Schwierigkeiten der Polizeiarbeit wirkte auf mich gut recherchiert, die Figuren lebensnah. Besonders der kleine Junge, der dem Protagonisten immer wieder über den Weg läuft, ist herrlich. Leider wird dieser Teil der Geschichte irgendwann stark repetetiv. Sie finden eine Leiche. Seth Aspen bemerkt an ihr den Ripper-Geruch. Man sucht nach Beweisen. Verhört irgendwelche Leute. Tritt auf der Stelle. Ich hatte einerseits das Gefühl, das Ganze noch ewig so lesen zu können, weil die Schreibe doch angenehm ist, andererseits, dass es kaum vorwärts geht in der Handlung. Und dann fängt es an, zu schnell zu gehen. Auf einmal jagt der Protagonist dem Mörder in die USA nach. Während vorher seine Tage fast minutiös ausformuliert werden, wird sein wochenlanger Höllenritt durch die Wildnis mit wenigen % abgehandelt und ehe man sich versieht, ist man in einer Fantasywelt. Die Fantasywelt an sich fand ich glaubhaft und gut gemacht, aber es gab viele Sachen, die mich störten. So überwindet Seth Aspen den Kulturschock zwischen seiner zivilisierten britischen Welt und der Welt von Rytin ziemlich schnell. Es wird zwar immer wieder gesagt, dass er das nicht hätte, aber nur in geringem Maße gezeigt. Dann wird seine Herkunft hergeleitet und wie viele Logiklücken DAS hat, mag ich hier gar nicht ausführen ... Dazu eine Romanze - nun ja, es gibt genau eine attraktive Frau im ganzen Buch, also muss der Protagonist mit der natürlich zusammenkommen ... Ich glaube, der Autor kann schreiben. Sogar ziemlich gut. Aber für mich hatte die Geschichte sehr viel verschwendetes Potenzial. An den falschen Stellen war sie mir zu schnell oder zu langsam und manche Teile des Weltenbaus fand ich doch etwas absurd. Dass neue Fakten und eine neue Bedrohung dann auf den letzten 16 % ausgekramt werden ... Na ja. Ich habe mich ziemlich durchgekämpft.

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