Katherina Ushachov
Bel-Ami ist ein Roman von Guy de Maupassant, der 1885 erschienen ist. Er beschreibt den beruflichen und gesellschaftlichen Aufstieg des ehemaligen Unteroffiziers Georges Duroy im Paris des ausgehenden 19. Jahrhunderts. Das Buch ist... ich bin zwiegespalten. Ich würde nicht sagen, dass es schlecht ist. Ich kam vielleicht mit dem Aufbau nicht ganz klar, aber es ist schon deutlich, dass der Autor das so beabsichtigt hat und rein vom Künstlerischen her ist es ziemlich gut gemacht. Leseempfehlung, weil Klassiker und so. Aaaaber: Wenn ihr ein Buch lesen wollt, bei dem ihr spätestens ab der Mitte dem Protagonisten am Liebsten ein Messer in den Hals rammen wollt, das ist euer Buch. Wenn ihr ein Buch lesen wollt, das nur von einem Mann handelt, aber dennoch eigentlich feministische Züge trägt (obwohl von einem Mann geschrieben), dann ist es euer Buch. Und wenn ihr etwas über die verkorkste Gesellschaft in Frankreich im ausgehenden neunzehnten Jahrhundert lesen wollt, auch. Duroys Leben ist ein Zusammenspiel aus "Ich habe Glück gehabt" und "Ich habe im richtigen Moment zugegriffen". Auf den ersten Blick ist George Duroy etwas dämlich, hat es zu nichts gebracht und ist auf Freunde angewiesen, um durchzukommen. Auf den zweiten Blick habe ich noch nie einen so durchtriebenen, so perfiden Charakter erlebt :O. Es ist auf jeden Fall ein spannendes Sittenbild einer Gesellschaft, die zeitlich gar nicht so weit von unserer entfernt ist, mir aber beim Lesen so fremd vorgekommen ist, wie das Mittelalter.