Katherina Ushachov
Man spürte sehr gut die Spannungen in der Gruppe. Es ist sehr realistische Fantasy. Nur weil die Gruppe wieder auf eine gemeinsame Reise geschickt wird, muss sie einander nicht zwingend automatisch zu 100% vertrauen. Die Spannungen tragen durch die ganze erste Hälfte des Buches und ebben im Prinzip nie wirklich ab, gleichzeitig passiert so unglaublich viel und … während Band I nur in zwei Kulturen spielt, bin ich mir nicht ganz sicher, ob ich mit vier Kulturen alle mitgezählt habe, die in Band II wichtig wurden. Amalea ist also in diesem Buch viel größer geworden! Auch dieses Mal gab es viel zu entdecken und ich fand es faszinierend, was man alles in EINER Fantasywelt unterbringen kann. Von der Piratenfestung aus reisen wir erst in einen Südseedschungel voller Mysterien und rätselhafter Magie. Dann geht es in ein völlig anderes Gebiet – das nach dem Vorbild der schottischen Clans gestaltet wurde. Und wenn ich als eingefleischte Kennerin eines bestimmten Genres die Zeichen richtig gedeutet habe, hat einer der Clans auch noch Fabelwesen aus einer GANZ anderen Ecke in seinen Reihen … Mir gefällt hier der Mut, Elemente zu verquicken, die auf den ersten Blick gar nicht zusammengehören können. Waren wir nicht eben erst noch in der Antike und im Morgenland? Aber wieso sollte etwas, nur weil es in der Geschichte unserer Welt nicht zugleich existierte, nicht trotzdem in einer Fantasywelt wunderbar harmonieren? Das war eine der Hauptfragen, die sich mir gestellt hat. Ja genau – wieso nicht? Zur Handlung will ich hier nichts verraten, weil ich hier nichts sagen kann, ohne zu spoilern. Wir erleben, wie etwas absolut Unglaubliches mit einer neuen Gefährtin geschieht, dass Chara gar nicht so hartherzig ist und wie Telos in einer Schlacht eine unglaubliche Entdeckung macht. Einige Dinge haben mich eiskalt erwischt und ich saß da, mit weit offenem Mund, und starrte erstmal fassungslos das Smartphone an, las noch mal, rief ein skeptisches “WAS?!” in die Landschaft, las es ein drittes Mal und glaubte erst dann, was ich eigentlich da gelesen habe … Ansonsten konnte ich bei diesem Band nicht so schön mit der Sprache spielen, wie in Band 1, einfach da hier keine Sprachen verfremdet wurden, die ich konnte. Was ich dagegen mochte, war das Conlang der Inselbewohner an sich (ich habe ein Herz für Conlang). Die Entscheidung, Gespräche nicht im Text zu übersetzen, sondern erst im Anhang, hat es für mich spannender gemacht. Ich wusste immer ungefähr so viel oder so wenig, wie die Figuren auch. Es ist Fantasy, auf die man sich einlassen muss, weil sie so anders ist als das, was man mit dem üblichen Lesehintergrund an Fantasy so kennt. Vielleicht ist es das, was ich an dieser Reihe so mag. Band 2 konnte meine Erwartungen an die Welt und an die Charaktere auf eine Weise erfüllen, wie ich sie nicht hätte vorausahnen können.