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anni_ka

Posted on 20.1.2019

Manja Präkels hat es mit ihrem Debüt-Roman geschafft, mir, die nicht aus der DDR stammt, verständlich zu machen, warum die Wende für viele (die allermeisten? alle?) schwierig war. Was es bedeutet, von einem Tag auf den anderen seiner Identität und den in der Schule und zuhause gelernten Glaubenssätzen beraubt zu sein. Wie es sich anfühlt, wenn plötzlich eine andere Wahrheit gilt. Und das mitten in einer Phase des Lebens, in der ohnehin alles unsicher erscheint, neu und schwer zu verstehen. Frau Präkels Protagonistin Mimi ist da nicht anders als alle anderen jungen Menschen - und hat doch ein feines Gespür für die Dinge, die schief laufen. Vor allem wird deutlich: Für Mimi gibt es so etwas wie Neutralität nicht mehr. Entweder, du stellst dich mit aller Kraft dagegen - oder du gehörst dazu. Zu denen, die Jagd auf alle mache, die anders sind. Zu denen, die sich mit roher Männlichkeit ihren Platz in der neuen Ordnung erprügeln. Zu denen, die alle bedrohen, die nicht zu ihnen gehören wollen. Mit Worten. Mit Taten. Mit dem Tod. In Mimis Welt ist das kein Spiel mehr, keine bloße Rivalität zwischen Jugendlichen. Es geht im wahrsten Sinne des Wortes um Leben und Tod. Dieser Roman ringt einem Respekt ab für diejenigen, die sich nicht vom rechtem Terror vor ihrer Haustür haben einschüchtern lassen. Und er legt Strukturen offen, die ermöglicht haben, dass dieser rechte Rand wieder erstarken konnte in einem Land, das doch nie wieder Faschismus wollte. Er lässt einen erahnen, warum die Situation im Osten Deutschlands im besonderen aber auch im Rest der Republik heute so ist, wie sie ist. Gerade jetzt ein sehr wichtiges Buch.

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