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mrstrikehardt

Posted on 18.1.2019

Ein vielversprechendes Unterfangen, das mich durch den Untertitel sofort angesprochen hat. Im Original wurde der Schwerpunkt hingegen mehr auf die "persönliche Geschichte" (una historia personal del capitalismo) gelegt. Im Vorwort führt César Rendueles dann auch aus, dass der Aufsatz vollkommen subjektiv geschrieben ist und er darauf verzichtet, weitere Literaturquellen, als die er schon kannte, zu nutzen. Diese Subjektivität ist eine große Stärke, offenbart allerdings auch Schwächen. Die Stärke: Alternative Lesarten des Kapitalismus, dessen Ursprung, Entwicklung und Ausprägungen. Aufgrund der vielen Beispiele aus der Literaturgeschichte, die mit der "realen" Geschichte über- und gekreuzt werden sowie aufgrund der persönlichen Schilderungen, sind die sieben Kapitel erhellend und kurzweilig zugleich. An einigen Stellen hätte ich mir jedoch einen erklärenden Satz mehr, eine geschichtliche Quelle gewünscht. Der begeisternde Tonfall schlug manchmal in einen apodiktischen um im Sinne von "ich präsentiere euch eine alternative Lesart. Ich weiß, sie ist die richtige und du lieber Leser glaubst sie besser". Ich wollte sie sehr gerne glauben, aber das weckte nur den Verdacht: He is preaching to the converted. Und das sollte eigentlich nicht der Anspruch sein - weder für die Autoren noch für die Essayisten.

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