Gutenbuchclub
Matthias Senkel ist ein Mensch, ist ein Autor, ist eine Maschine, ist ein Übersetzer. "Dunkle Zahlen" weist sich selbst aus als das Werk der GLM-3, der golemartigen Literaturmaschine. Senkel erscheint bescheiden als Übersetzer aus dem Russischen. Denn Russisch ist die Sprache der Maschine, die ihre eigene und viele Geschichten drum herum erzählt. Weit über hundert Jahre sowjetische Historie verhandelt das Computer-Poem anhand von individuellen Biografien. Der Vater der Maschine hat einen großen russischen Roman geschrieben, der 2018 für den Preis der Leipziger Buchmesse nominiert wurde und auf der Longlist des Deutsche Buchpreises zu finden war. Man merkt seinem Roman die Neugier und die daraus erwachsene umfangreiche Recherche an und so ist "Dunkle Zahlen" nicht nur ein erfreuliches Leseerlebnis, sondern auch ein lehrreicher Blick über den westlichen Tellerrand. Über Handlungsstränge, die sich teilweise überschneiden und teilweise mehrere Jahrzehnte und tausende von Kilometern auseinanderliegen, wird ein eindrückliches Bild vom Leben und insbesondere von Computerisierung in der Sowjetunion gezeichnet. Damit stellt sich zugleich keine geringere Frage als die nach der "Übersetzbarkeit von Welt".