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biancaneve66

Posted on 20.8.2025

Griese Gegend, gute Menschen Die schwangere Ruth verlässt 1967 Ost-Berlin und landet in einem kleinen Dorf in Mecklenburg, nahe der Elbe. Ihre Tochter Jule und Andi, der Sohn ihrer Freundin Hannah wachsen gemeinsam auf und verlieben sich. Dann fällt die Mauer und Jule will ein Geheimnis lüften. Und Andi wartet ... Das Cover ist hellblau, mit ein bisschen Landschaft und goldenen Lettern für den Titel. Und das Gold ist meiner Meinung nach verdient. Das Buch besteht aus vier Teilen, die Kapitel tragen jeweils Namen, die auf eine bestimmte Farbe verweisen. Der Schreibstil ist einfach und nimmt einen doch sofort ein, mit den feinen Tönen und den weichen Farben, die er entstehen lässt. Manche Sätze wiederholen sich; sie tauchen in anderen Situationen, bei anderen Personen wieder auf, und passen doch so perfekt dorthin, dass man gar nicht an eine Alternative dafür denken mag. Eigentlich ist die Geschichte auch gar nicht außergewöhnlich. Und dennoch fesselt sie einen; mit ihren kleinen glücklichen und auch tragischen Momenten. Die Protagonisten sind sympathisch gezeichnet, jeder hat seine Eigenheiten, jeder hat sein Kreuz zu tragen, und doch ist da immer noch Platz und Zeit genug, um sich um andere zu kümmern. Man kann sich keinen besseren Ort für die junge Schwangere vorstellen. Auch die Beschreibung der Gegend ist sehr gut gelungen; das Dorf nahe der Elbe mit dem Kiefernwald sieht man regelrecht vor sich. Die Handlung erstreckt sich chronologisch von 1967 bis fast in unsere Gegenwart. Dazwischen gibt es immer wieder Rückblicke auf die Erlebnisse der Charaktere. Historische und politische Ereignisse werden nur gestreift – es wird nur so viel davon erwähnt, wie es für die Geschichte nötig ist. Das passt aber auch sehr gut, wie ich finde, denn auch hier zählen wieder die leisen Töne. Die Einwohner des Dorfs an der Elbe bilden eine eigene kleine Welt, die durch ihren Zusammenhalt nichts erschüttern zu können scheint. Den Namen Laura Maaß werde ich mir gut merken. Ihren Debütroman hat sie mit viel Einfühlungsvermögen und Harmonie verfasst. Da freue ich mich schon auf mehr. Dieses Buch zählt für mich jedenfalls zu den literarischen Höhepunkten dieses Jahres.

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