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judithswoerteraufpapier

Posted on 17.8.2025

Cocktails nicht nur für die Nazis Philippe Collin nimmt uns in seinem Roman “Der Barmann des Ritz” mit in das Paris der Jahre 1940-44, also die Zeit der deutschen Besatzung, und lässt uns teilhaben am Leben von Frank Meier, einem Meister seines Faches. Der Schreibstil ist flüssig und lässt sich sehr gut lesen Er ist jedoch gewöhnungsbedürftig, kommt er doch fast ohne Emotionen aus, so dass es für mich schwierig war, mich Frank Meier nahe zu fühlen. Der Roman basiert auf einer wahren Geschichte, nur die im Buch enthaltenen Tagebucheinträge sind Fiktion. Das Buchcover zeigt ein Foto aus der Bar des Ritz, was zur Authentzität erheblich beiträgt. Im Anhang findet man Fotos von verschiedenen im Buch vorkommenden Persönlichkeiten mit kurzem Lebenslauf. Da hatte ich beim Lesen sofort ein Bild der entsprechenden Person vor Augen. Auch das Glossar am Ende ist sehr hilfreich. Gerade die französischen Gäste in der Bar des Ritz konnte ich so gut zuordnen. Die Handlungen des Protagonisten sind glaubhaft und nachvollziehbar. Frank Meier, selbst Jude, versucht die Zeit der Besatzung unbeschadet zu überleben. In seiner Bar treffen die verschiedensten Menschen aufeinander. Da sind zunächst die Nazis, die Kollaborateure und die französische Elite. Bald muss er sich entscheiden, auf welcher Seite er stehen möchte. Will er aktiv werden und verfolgten Menschen mit seinen Kontakten helfen oder wegschauen. Sein Handeln entscheidet nicht nur über sein Leben, sondern auch über das der Frau, die er heimlich liebt. In seiner Bar treffen sich Menschen, die Widerstand leisten, was dazu führt, dass er in Gewissenskonflikte gerät und all seinen Mut braucht, im Zeichen des Krieges loyal zu sein und selbst zu überleben. Der Roman zeigt das Bild einer Stadt und Gesellschaft, die sich mit den Folgen der Besatzung arrangiert und zum größten Teil zur Tagesordnung übergeht und erst aufwacht, als die Alliierten schon vor ihren Türen stehen. Der Autor hat mich leider nicht wirklich abgeholt, was daran liegen mag, dass die Erzählung wenig emotional ist. Es ist ein gut recherchierter Roman über eine dunkle Epoche, nicht nur in Frankreich.

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