
dajobama
Ja, nein, vielleicht – Doris Knecht An diesem Roman faszinierte mich in erster Linie, mit welcher Selbstverständlichkeit Doris Knecht von den alltäglichen Nöten und Belangen einer Frau in ihren Fünfzigern erzählt. Tatsächlich habe ich noch nicht so viele Bücher zu diesem Thema gelesen. Ein ausfallender Zahn, graue Haare, die Kinder sind ausgezogen, die Beziehung zum Vater der Kinder längst beendet. Die Ich-Erzählerin berichtet von ihrem Alltag, von Sorgen, Problemen – davon was bleibt und was noch möglich wäre. Meiner Meinung nach ist dies ein sehr feministisches Buch. Ein kritischer Blick zurück in die Vergangenheit und auf die Männer im Allgemeinen. Zumindest theoretisch ist die Protagonistin fest davon überzeugt, dass sie keinen Mann mehr in ihrem Leben will und braucht – schließlich genießt sie ihre Freiheit. Wenn ihr nur nicht immer wieder Friedrich- ein Jugendfreund - über den Weg laufen würde… keine Angst, es artet nicht in eine kitschige Love-Story aus! Vielmehr ist es eine nachdenkliche, lebenskluge Geschichte, in der ich mich bei vielem wiedererkannt habe. Denn es geht unter anderem auch um gesellschaftliche Erwartungen und anerzogenes Verhalten. Spannend. Bei all den hochinteressanten Grundsatz-Überlegungen kamen mir persönlich allerdings die Figuren etwas zu kurz. Allesamt bleiben recht blass, scheinen nur als Vorlage, bzw. Beispiel für weitere feministische Ausführungen zu dienen. Ansonsten ist dieser Roman aber wunderbar flüssig lesbar und spricht etliche wichtige Themen an. 4 Sterne