
buchstabenpoesie
Mit "Erebos 3" kehrt Ursula Poznanski nach vielen Jahren in eine Welt zurück, die mich schon als Teenager begeistert hat. Damals war es der erste Band, der mich in seinen Bann gezogen und überhaupt erst auf die Autorin aufmerksam gemacht hat. Seitdem habe ich ihre Bücher – ob Jugend- oder Erwachsenethriller - regelmäßig gelesen und quasi immer mit großer Begeisterung. Umso schöner war es nun, wieder in diese vertraute und doch neu erzählte Welt einzutauchen. Bereits äußerlich ist das Buch ein Schmuckstück. Während es den ersten Band früher nur als Taschenbuch gab, besticht dieser Band nun mit einer edlen schwarzen Aufmachung und einem leuchtend pinken Buchschnitt, der sofort ins Auge fällt. Ich habe mir vor ein paar Jahren zwar die Sonderausgaben der ersten beiden Teile gegönnt, aber Erebos 3 setzt optisch noch einmal einen drauf. Allein das macht Lust, das Buch in die Hand zu nehmen. Nun zum Inhalt. Die Geschichte könnte man theoretisch auch ohne Vorkenntnisse lesen. Dennoch ist es zu empfehlen, vorher noch Teil 1 und 2 einmal zur Hand zu nehmen, denn nur so wird etwas deutlicher, welche Dynamiken dahinterstecken und welche Konsequenzen es haben kann, nicht auf Erebos zu hören. Zudem sind die Protagonist:innen einfach toll und man verfolgt ihre Entwicklung. Darüber hinaus treibt die Autorin in diesem Buch das Konzept nochmal auf die Spitze. Das Einzige was bleibt, ist, dass es sich weiterhin am PC abspielt. Vielleicht hätte eine neue Plattform oder ein moderneres Setting an dieser Stelle frischen Wind bringen können, doch der Handlung selbst tut das keinen Abbruch. Die Spannung baut sich langsam auf und wird schließlich zu einem echten Pageturner. Die bildhafte Sprache lässt sowohl die reale als auch die virtuelle Welt plastisch vor dem inneren Auge entstehen. Nick, der Protagonist, sowie seine drei Freund:innen sind erneut das Herzstück der Handlung. Sie agieren fast wie ein moderneres Pendant zu TKKG oder den Drei ??? und lösen gemeinsam Quests, recherchieren, erklären einander (und damit auch den Lesenden) komplexe Zusammenhänge und halten als Team fest zusammen. Besonders gelungen finde ich das Zusammenspiel von realer und virtueller Welt. Die Quests von Erebos sind gefährlich, und ihre Konsequenzen reichen unweigerlich bis in die Realität hinein. Dadurch wirkt die Geschichte hochaktuell und zeitgemäß. Ganz nebenbei baut die Autorin auch gesellschaftliche Themen ein – etwa Verweise auf die rechte Szene oder Anschläge. Diese Themen sind geschickt in die Handlung eingewoben, regen zum Nachdenken an und sind zugleich so dezent platziert, dass die Spannung und der Lesefluss nicht unterbrochen werden. Ich muss gestehen, dass ich normalerweise skeptisch bin, wenn Autor:innen viele Jahre nach dem ursprünglichen Erfolg einer Reihe noch einen weiteren Band hinzufügen. Oft wirken solche Fortsetzungen unnötig. Doch Erebos 3 hat mich vom Gegenteil überzeugt. Die Geschichte fesselt genauso wie damals, funktioniert sowohl für jugendliche als auch für erwachsene Leser:innen und zeigt, dass Poznanski es immer noch versteht, ein packendes, atmosphärisches Leseerlebnis zu schaffen. Für mich ist Erebos 3 eine gelungene Rückkehr in eine Welt, die mich schon vor vielen Jahren begeistert hat – spannend, unterhaltsam und optisch ein Highlight im Regal. Wer weiß, vielleicht erwacht Erebos in ein paar Jahren ja erneut zum Leben…