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marcello

Posted on 6.8.2025

Manchmal ist es seltsam. Mir sagte der Autorinnenname Ally Condie etwas, aber bevor ich mich entschieden habe, „Pretty Perfect“ als Hörbuch zu hören, habe ich dann doch nicht mehr nachgeguckt, warum da was klingelt. Vor der Rezension habe ich es dann mal nachgeholt und tatsächlich! Condie ist die Autorin der Cassia / Ky-Trilogie. Aber oh weh, ist das lange her. Ich habe sie gerne gelesen, aber ich war letztlich doch überrascht, dass sie hinter „Pretty Perfect“ steht. Der Titel ist vielleicht etwas irritierend, aber „Pretty Perfect“ ist für mich ein typisches Whodunit auf einer einsamen Insel. Statt eines Meisterdetektivs wie Hercule Poirot oder andere haben wir die frisch geschiedene Ellery, die alleine ihre Urlaubsreise antritt, die eigentlich die gemeinsamen Jahre mit ihrem Ehemann feiern sollte. Wir werden von Julia Nachtmann als Ellery durch die Geschichte begleitet. Da wir auch nur diese eine Erzählperspektive haben, hat das völlig ausgereicht und ich fand die Stimme angenehm. Sie ist was reifer und passt daher gut zu einer Frau, die schon mitten im Leben steht, die aber nach privatem Pech doch neu anfangen muss. Whodunit-Strukturen lese und sehe ich echt gerne. Aber es ist schon so, dass sie besser passen, wenn da jemand mit Erfahrung am Werk ist. Es müssen nicht Privatdetektive, Polizisten etc. sein, aber eine ganz normale Lehrerin, die sich dann ohne Hindernisse zur Meisterdetektivin aufspielt, das war etwas seltsam. Ellery spielt sich nicht charakterlich auf, keineswegs. Sie ist eine ruhige, fast schon eher schüchterne Person, die viel Schmerz mit sich rumträgt und einfach fasziniert von den Gästen der Traumhochzeit ist, die rein zufällig auch auf der Insel stattfinden soll, bis es zur Tragödie kommt. Aber es ist dann einfach seltsam, wie Ellery nach dem Leichenfund sich gemeinsam mit Nina und Ravi auf die Lösungssuche macht und das auch so offensichtlich, während sie alle auch noch dabei unterstützen. Auch wenn nicht immer alle mit offenen Karten spielen, aber es war alles einfach strukturiert. Ja, dann ist Ellory eben jetzt die Kommissarin unter uns, ist doch ganz normal. Auch wenn die zwei Verbrechen, die im Klappentext schon verraten werden, sicherlich den Eindruck eines Urlaubsparadieses verschlechtern, aber ich fand es schon seltsam, dass die Atmosphäre nicht ideal rüberkam. Auch wenn das Personal des Hotels zwischendurch Maßnahmen umsetzt, aber schaurig kam es nicht rüber. Es wirkte eher nach Wohlfühlatmosphäre. Erst am Ende wird dann wieder angezogen und es wird alles zu einem Showdown zusammengefasst. Es gibt nochmal einige Geheimnisse, aber letztlich sind es keine Zusammenhänge, die ich als sonderlich clever empfunden habe. Dafür lese ich dann doch zu viel Thriller, da war mir das alles etwas zu brav. Abschließend nochmal zurück zu Ellery, die ihre eigenen Dämonen zu bekämpfen hat und die beziehen sich nicht nur auf die gescheiterte Ehe. Auch das Trauma aus ihrem Job, dem habe ich zwischendurch viel Bedeutung beigemessen und habe mich gefragt, ob es da einen größeren Zusammenhang gibt. War aber nicht so. Es war dann an der Stelle einfach etwas aufgebauscht. Fazit: Auch wenn es als Hörerlebnis flott durchzuziehen war, aber „Pretty Perfect“ war insgesamt eine wirklich nur mittelmäßige Unterhaltung. Auch wenn Ally Condie mir von früher noch ein Begriff ist, aber dieses Buch hat sie mich null wiedererkennen lassen und innerhalb des Genres wird es sich erst recht nicht behaupten können. Kann man lesen, aber ein Must-Read ist es wahrlich nicht.

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