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buchstabenpoesie

Posted on 4.8.2025

Auf „Furye" von Kat Eryn Rubik bin ich vor allem durch die enorme Präsenz aufmerksam geworden. Überall tauchte dieses Buch auf und fast immer wurde es in den höchsten Tönen gelobt und ich kann sagen, dass die Begeisterung nachvollziehbar ist. Schon die Erzählweise hat mich sofort in den Bann gezogen. Der Roman spielt auf zwei Zeitebenen. Einerseits in der Gegenwart, in der wir die Protagonistin unmittelbar begleiten und andererseits in den Einträgen eines Notizbuchs, die ihre Jugend schildern. Diese Aufzeichnungen sind voller Härte, Schmerz und wichtiger Themen. Es geht um Misogynie, um Machtmissbrauch, um Armut und Wohlstand, um Alkoholmissbrauch und um zerrüttete Familienverhältnisse. Ebenso um Freundschaft, Migration, politische Fragen und um das, was junge Menschen prägt. Besonders bewegend sind die Passagen über sexualisierte und häusliche Gewalt. Auch Schwangerschaft, Abtreibung und Depressionen finden einen Platz in diesem Buch. Die Vielfalt an Themen macht dieses Buch so schonungslos und relevant. Die Notizen der Jugend waren so drastisch, dass mir teilweise richtig schlecht wurde. Gleichzeitig bangte ich in den Kapiteln der Gegenwart ständig darum, ob die Protagonistin nicht gleich etwas Unbedachtes tut, das anderen schadet. Genau dieser Wechsel von Rückblick und Gegenwart sorgt für eine intensive Spannung, die mich durch die Seiten getragen hat. Was ich faszinierend fand war, dass ich als Leserin zwischen Mitgefühl und Abwehr schwankte. Zum einen konnte ich die Erzählerin verstehen, wenn man sieht, was sie alles erlebt hat und zum anderen stößt ihr Verhalten ab und wirkt verstörend. Diese Ambivalenz, die sich auch auf andere Themen bezieht, hat mir gut gefallen. Der Schreibstil von Kat Eryn Rubik hat mir sehr gefallen. Besonders mochte ich den Wechsel aus aktiver und passiver wörtlicher Rede, der den Text abwechslungsreich und eigenständig wirken lässt. Sowohl die Notizbucheinträge als auch die gegenwärtigen Kapitel waren spannend und atmosphärisch geschrieben, oft auch mit starken Zitaten. Das Ende ist für mich gelungen – ein Abschluss, mit dem man als Leser:in leben kann, der aber dennoch Raum für eigene Gedanken und Interpretationen lässt. Insgesamt ist Furye für mich ein tiefgründiger, aufwühlender und atmosphärischer Roman. Er ist keine leichte Sommerlektüre, auch wenn Cover und Klappentext das vielleicht versprechen. Vielmehr ist es eine Geschichte, die von Gewalt, Verlust und inneren Kämpfen erzählt – aber eben auch von Widerstand, von Überleben und davon, wie Erfahrungen einen Menschen formen. Furye ist ein starkes Buch voller Themen, die zum Nachdenken anregen.

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