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renee

Posted on 3.8.2025

Verbindende Traumata Bidi Bidi. Von diesem Ort hatte ich vor diesem Buch noch nichts gehört. Bidi Bidi ist ein Flüchtlingslager im Norden von Uganda. Ein Flüchtlingslager mit einem recht hohen Frauenanteil in seinen Bewohnern. So kann man es im Netz lesen. Frauen, die vor kriegerischen Auseinandersetzungen fliehen, Frauen, die vor der Gewalt fliehen. Was werden diese Frauen wohl alles erlebt haben? Die Frauen in Bidi Bidi. Und die ganzen anderen Frauen in diesen Flüchtlingslagern der gesamten Welt. Denn Bidi Bidi steht hier wohl nur exemplarisch. Dies muss man sich bewusst machen. Denn ich habe nicht nur von Bidi Bidi noch nie etwas gehört. Hier gibt es wohl noch sehr viel mehr Orte, von denen man in unseren Nachrichten noch nie etwas gehört oder anderswo etwas vernommen hat. Nun ist unser Wissen darüber ja dennoch vorhanden. Denn wir wissen was in den kriegerischen Auseinandersetzungen der verschiedenen Konfliktpartner überall mit den eigentlich unbeteiligten Zivilisten passiert. Sei es der Ostkongo, sei es Somalia und Kenia, sei es Myanmar (das frühere Burma), seien es die lateinamerikanischen Flüchtlingsströme ins bisher gelobte Land Amerika, seien es die Äquivalente in den afrikanischen Ländern, die in die gelobten Länder Europas unterwegs sind, seien es die tschetschenischen Menschen, seien es die afghanischen und iranischen Menschen, die vor der Gewalt fliehen, seien es die syrischen Staatsbürger, die vor der anhaltenden Gewalt fliehen, oder die Jesiden, die vor der Gewalt flohen und immer noch in ihren Heimatgebieten gefährdet sind. Von Palästina und der Ukraine möchte ich gar nicht anfangen. Oder Belorussland mit seinem Machthaber, gegen den vor nicht allzu langer Zeit gerade die Frauen protestierten. Eine lange Liste, ich weiß, aber ist diese Liste vollständig? Mitnichten! Denn wir hören von so vielen Konflikten gar nichts in unseren Medien. Und bewusst nachforschen kommt den meisten Menschen gar nicht in den Sinn. Es fehlt die Zeit und vielleicht auch der Wille. Denn sich mit den Grausamkeiten der Welt auseinanderzusetzen, macht etwas mit einem. Charline Effah hat in ihrem Buch einen Blick in dieses Bidi Bidi geworfen. Ein Flüchtlingslager im Norden von Uganda. Ein Flüchtlingslager, welches Flüchtlingsströme aus dem Südsudan und auch aus dem Sudan aufnimmt. Menschen die vor dem Krieg fliehen und vor den Auseinandersetzungen der verfeindeten und/oder machthungrigen Lager. Charline Effah gibt diesen Menschen Gesichter, zeigt die Unsinnigkeiten dieses Krieges auf. Denn auch die Bewohner dieses Lagers entstammen unterschiedlichen Parteien, nehmen vielleicht einen gewissen Teil der Konflikte in dieses Lager mit. Charline Effah lässt in ihrem Buch helfende Seelen auftreten und ihr gelingt hier ein grandioser Schachzug. Sie verbindet die Gewalt, die wir auch hier in unseren ach so sicheren Gefilden kennen, mit der Gewalt an den Anderen. Denn es gibt hier eigentlich nur ein uns. Ein Wir Alle! Ein intensives Buch! Ein bewegendes Buch! Ein wichtiges Buch!

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