
renee
Eine Liebe, die nicht sein darf und der Krieg „Zeit der Geister“ ist ein Roman, der im Sudan handelt, in der Provinz Süd-Kordofan. Schon dieser Aspekt ist für mich ein Grund gewesen, nach dem Buch zu greifen, begeistert mich der Sudan schon eine geraume Zeit. In Kinderzeiten waren es Filme, dann kamen die Bücher. Der Brockhaus Verlag Leipzig begann in den Achtziger Jahren alte Reisebeschreibungen neu herauszubringen. Unter ihnen war das Buch „Im Herzen von Afrika“ von Georg Schweinfurth. Dieses Buch war ein weiterer Grund für meine Liebe zu den Bewohnern der Landschaften des Sudan. Wobei der Begriff Sudan hier ethnologisch gemeint ist und daher weitere Gebiete darin zusammenfasst, als das Gebiet des heutigen Staates Sudan umfasst. Im völkerkundlichen Gebiet Sudan trafen arabische Stämme auf autochthone Bevölkerungen, ein kultureller Austausch begann, aber leider auch kriegerische Kontakte. Der arabische Einfall in Nordafrika begann 647 n. Chr., in den Gebieten des Sudan fand die Besiedelung etwas zeitversetzter statt, etwa ab 1100 n. Chr.. Seither gibt es dieses Hin und Her in den Besitzansprüchen, in den Kriegen und in den Beziehungen der unterschiedlichen Völkerschaften. Dies nur als kurzer Abriss zum Geschehen des Buches. In Süd-Kordofan siedeln die verschiedenen Stämme der Bewohner der Nuba-Berge, die arabische Bevölkerung und die nilotischen Dinka. Dies zum Verständnis des Buches. Hinzu kommen nun europäische/westliche Ansichten. Denn seit der Kolonialzeit mischen hier in dieser Gemengelage auch noch europäische und etwas später auch amerikanische Interessen mit. In dem Buch „Zeit der Geister“ wird das politische Geschehen am Rand geschildert, der Autorin ist die menschliche Sicht hier wichtiger. Eine NGO versucht hier im Süd-Kordofan zu helfen, inwieweit sie das Geschehen in Süd-Kordofan im Blick hat, kommt nicht vollkommen zum Tragen, es hat aber für mich irgendwie den Anschein, dass dies nicht so wichtig scheint. Keine Ahnung, ob dies der Realität entspricht. Doch wächst jede menschliche Anstrengung mit ihren Akteuren und da wir nicht alle perfekt und meisterhaft agieren, scheinen Fehler hier vorprogrammiert zu sein. Doch Fehler in dieser Gemengelage. Nun ja. In der NGO arbeiten der amerikanische Kartograf Alex aus Cleveland, der nilotische William als ortskundiger Unterstützer und Dolmetscher und die arabische Layla als Köchin. Mit dabei, aber nicht direkt in der NGO tätig, ist die amerikanische Filmerin Dena, deren Eltern aus dem Sudan stammen, die also einiges am Geschehen im Sudan kennt, allerdings eher vom Hörensagen als durch eigenes Erleben. Denn plötzlich ist die ruhige Welt Geschichte, Rebellen tauchen auf und deren Tun ruft die Reaktion des Staates hervor, wie auch das Tun des arabischen Staates Reaktionen bei Nuba und Dinka hervorruft. Eine Liebe steht zentral, eine Liebe, die etwas allzu gewollt erscheint. Dennoch kann ich dieses allzu sehr konstruierte dennoch verzeihen, denn die Geschichte, die Informationen zum Procedere in Süd-Kordofan finde ich hier wichtiger. Und dies gelingt Fatin Abbas sehr gut. Denn hier bekommt der geneigte Leser ach Informationen zum politischen Geschehen in Süd-Kordofan, wie auch der Rolle des Westens darin. Dahingehend ist es ein kluger Roman, den Fatin Abbas hier geschrieben hat und diese mich nicht völlig überzeugende Liebesgeschichte empfinde ich hier eher als Mittel zum Zweck. Von daher passt hier alles für mich. Wer am Geschehen im Sudan interessiert ist, sollte zu diesem Buch hier greifen. Mir hat es sehr gut gefallen.