
renee
Frauen in Ost und West Der Osten. Und der Westen. Begriffe, die doch eigentlich der Vergangenheit im geeinigten Deutschland angehören. Sollte man meinen. Meinen auch gerade jüngere Zeitgenossen. Ich habe dies vor kurzem selbst von einer jüngeren Kollegin auf Arbeit gehört. Doch ist dem wirklich so? Kann man diese vielen Jahre der Teilung einfach negieren und sagen wir sind jetzt eins. Denn sind wir das wirklich? Sind wir wirklich geeint, vereint? Ich denke nicht. Immer noch gibt es eine Ungleichbehandlung. Immer noch gibt es Unterschiede. Unterschiede, die gefühlt werden. Und Unterschiede, die monetär bemerkbar sind. Kann dies ohne Folgen bleiben? Noch dazu wo diese gefühlte und tatsächliche Ungleichbehandlung von restriktiven politischen Strömungen gnadenlos zur Machtgewinnung benutzt wird und leider viele auf deren Polemik hereinfallen. Denn wie kann das sein, die Wiedervereinigung erfolgte 1990, bald sind das 35 Jahre, wie kann das sein, dass es immer noch unterschiedliche Bemessungen gibt? Diese unsägliche Unterteilung in Ost und West immer noch in den Löhnen und den Renten zu finden ist. 35 Jahre. Das ist eine lange Zeit. Was verbindet mich als ehemalige DDR-Bürgerin noch mit der DDR? Meine Kindheit und meine Jugend, denn dann war ich ja wieder vereint. Auf welcher Grundlage basiert dann diese Ungleichbehandlung, gerade wenn man bedenkt, dass das Grundgesetz von einer Gleichbehandlung spricht? Für mich ist dies absolut nicht mehr nachvollziehbar! Und das sollte schnellstens geändert werden. Gerade die Zahlen in den Wahlen sprechen hier eine recht deutliche Sprache und zeigen eine bestehende Gefahrenlage. Die jedoch weitestgehend ignoriert wird. Was ja dann irgendwie nach dem sehenden Auge klingt und wo ich mich frage, ob dies eventuell gewollt ist. Nun befasst sich dieses Buch nicht nur mit den politischen Hintergründen dieser Einteilung. Hauptaugenmerk bildet das soziale Umfeld der sogenannten Ostfrau und ihrer Partnerin, der Westfrau. Denn das Frauenbild in Ost und West unterscheidet sich fulminant. Man betrachte nur die im Westen relativ spät erkämpften Frauenrechte, die diametral zur gelebten Emanzipation im Osten stehen. Dies bringen verschiedene Autor*innen, die die Herausgeberinnen hier in diesem Buch grandios zusammengeführt haben, eindringlich zu Papier. Und so eröffnen in diesem Buch „Ost West Frau“ Mechthild Laufermann, Sabine Rennefanz, Julia Wolf, Daniela Dahn, Florian Werner, Kenah Cusanit, Maren Wurster, Asal Dardan, Olga Hohmann, Charlotte Gneuß, das Autorenkollektiv PS-Politisch Schreiben, Thomas Brussig, Nadège Kusanika, Ruth Herzberg, Sabine Peters, Franziska Hauser, Katja Kullmann und Kerstin Hensel der Leserschaft Einblicke in die Sozialisation in Ost und West und lassen dabei feministisch ausgebildete Herzen höherschlagen. Mir erging es mit diesem Buch auf jeden Fall so und ich wünsche diesem Augen öffnenden Buch viele viele Leser. In Ost und West. Frauen und Männer sollten zu diesem Buch greifen. Denn es wirft erhellende Blicke auf unsere Geschichte, auf unser Patriarchat. Für mich war und ist „Ost West Frau“ ein Highlight in diesem Lesejahr. Obwohl ich es als E-Book gelesen hatte, ist es als Buch zu mir gewandert. Auch das zeigt die Wichtigkeit dieses Buches für mich, da mein Haushalt förmlich überquillt vor buchigen Schätzen und ich eigentlich vorsichtig mit dem Neuerwerb sein müsste. Ja, stimmt. Eigentlich!