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Wenn Europa Elefanten serviert bekommt … Nach dem Überraschungserfolg von Trophäe, in dem Gaea Schoeters schon genüsslich das anachronistischen Jagden in Afrika zerlegte, serviert sie uns mit Das Geschenk die nächste literarische Breitseite. Wörtlich. 20.000 afrikanische Elefanten trampeln durch Berlin, nicht aus dem Zoo entflohen, sondern als freundliche „Dankesgabe“ aus Botswana, nachdem Deutschland den Import von Jagdtrophäen verboten hat. Ein Geschenk, das man nicht ablehnen kann – schließlich: it’s magic. Schoeters’ Satire ist so überdreht, dass sie fast real wirkt. Während der Bundeskanzler versucht, zwischen Wahlumfragen und Elefantenfladen einen kühlen Kopf zu bewahren, zeigt die Autorin gnadenlos auf, wie schnell moralische Prinzipien in Rauch aufgehen, wenn plötzlich vier Meter hohe „Fremde“ vorm Reichstag stehen. Erst sind sie exotisch und schützenswert, dann ein Sicherheitsrisiko – und schließlich nur noch eine Frage von: Abschießen oder nicht? Mit bissigem Humor und einer guten Portion Zynismus legt Schoeters den Finger in die Wunde westlicher Besserwisserei: Wer anderen Ländern vorschreibt, wie sie ihre Ressourcen managen, sollte vielleicht erst mal selbst lernen, mit 120 Kilo Elefantenfutter pro Tier und Tag klarzukommen – plus der entsprechenden „Nebenprodukte“. Klar, nicht jede Szene sitzt perfekt, und gegen Ende leistet sich die Autorin einen kleinen Hänger. Aber insgesamt ist Das Geschenk eine kluge, herrlich freche Realsatire, die uns Europäern die Doppelmoral auf dem Silbertablett serviert – am besten mit einem großen Haufen Elefantendung garniert. Fazit: Wer Schoeters’ Trophäe mochte, bekommt hier den Nachschlag – größer, dreister, und mit noch mehr Fladen.