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mabuerele

Posted on 30.7.2025

„...Wie hätte sie vor seinem Tod ahnen können, dass das Vermächtnis ihres Großvaters aus einem dünnen Blatt Papier bestehen würde, auf dem er nur ein paar unfertige Sätze notiert hatte?...“ Doch die wenigen Zeilen veranlassen Julia im Jahre 1998, die Reise in die Heimat ihres Großvaters Gianni, die Toskana, anzutreten. Die Autorin hat einen bewegenden Roman geschrieben. Das Geschehen spielt in zwei Zeitebenen, wobei die des Jahres 1943 nochmals aufgegliedert wird. Der Schriftstil passt sich den Gegebenheiten an. In dem Jahre 1998 ist leicht und locker, in der Vergangenheit werden Ernst und Gefahr deutlich herausgearbeitet. Im Jahre 1943 wird Italien durch die deutsche Wehrmacht besetzt. Für die Soldaten gibt es nur zwei Möglichkeiten. Sie lassen sich in der Wehrmacht verheizen oder sie gehen als Militärinternierte nach Deutschland. Gianni gehört zu letzterem. Demzufolge spielt das Geschehen 1943 zum Teil in Deutschland, zum Teil in Italien. Was Gianni zurücklässt, bringt das folgende Zitat zum Ausdruck. „...Seit drei Generationen bestellten die Conti ihren Bauernhof unweit der mächtigen mittelalterlichen Mauern von Lucignano, wo sie an Markttagen ihre Produkte verkauften...“ In Italien schließt sich Giannis jüngere Bruder Vito der Resistenza an. Es sind die jungen Frauen des Ortes, die die Partisanen mit allem Nötigen versorgen. Als Julia nach Lucignano kommt, kennt angeblich niemand ihren Großvater. Eine Frau, mit der sie ins Gespräch kommt, wird deutlich. „...Sie sagt, dass es manchmal besser sei, die Vergangenheit ruhen zu lassen. Wer zu tief im Trüben fischt, könnte leicht im Schlamm ersticken...“ Das einzige Konkrete, was Julias Großvater ihr hinterlassen hat, ist der Name eines Notars. Was wird der Termin ihr bringen? Gut geschildert werden die Jahre des Krieges. Es ist Ereignisse, die bisher wenig Beachtung fanden und tief in die Geschichte von Gianni und seiner Familie eingegriffen haben. Das betrifft nicht nur die Besetzung in Italien. Auch das Leben der Militärinternierten war hart. Dabei hatte es Gianni noch gut getroffen. Er arbeitete in einer Fischräucherei in Hamburg und bekam genug zu essen. Trotzdem ist sein Blick auf die Entwicklung bitter: „...Denn diese Gefangenschaft ruiniert nicht nur unsere Gesundheit, sondern auch unsere Seelen. Dauert sie noch lange, verlernen wir, was es heißt, ein Mensch zu sein...“ Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Es zeigt, dass die Vergangenheit bis heute Spuren in vielen Familien hinterlassen hat.

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