
marcello
Brittainy C. Cherry schreibt selten Reihen, in denen alles miteinander zusammenhängt, aber die „Problems“-Reihe hat bewiesen, dass es ihr sehr gut steht und dass sie damit echt was von Heimeligkeit erzeugt, was man gerne immer wieder haben will. „Was wir leise hofften“ ist nun der Abschluss und beschert der ewig wandelnden Seele Willow ihr Happyend. Zunächst einmal: War der Inhalt des dritten Buchs vorab so unbekannt, dass ich gleich zwei völlig falsche Klappentexte zu lesen bekommen habe? In einem fungiert Willow als Kindermädchen, im anderen spielt die Liebesgeschichte in Honey Creek, was definitiv nicht der Fall ist. Aber wenn wir das mal weglassen, ja, ich war erst etwas enttäuscht, dass der Abschlussband fast komplett nicht in Honey Creek gespielt hat. Die Kleinstadt war quasi selbst ein Star der Reihe, denn man hatte die ganzen Nebenfiguren besser kennengelernt, durch viele Firmen und Läden dort fühlte man sich selbst fast wie ein Bewohner, da wollte ich da eigentlich gerne noch einmal Urlaub machen. Stattdessen spielt alles in einer anderen Kleinstadt, fünf Stunden entfernt. Auch wenn es im Handlungsverlauf alles gepasst hat und wir noch einmal ein ganzes Set interessanter neuer Figuren kennenlernen durfte, ganz verwunden habe ich die Entscheidung nicht. Man findet seine große Liebe nicht immer vor der Haustüre, das ist mir bewusst, aber ich hätte die Kingsley-Schwestern und ihren Vater Michael in meiner Fantasie gerne für immer in Honey Creek gewünscht. So, nachdem wir den Kritikpunkt abgehakt haben, schauen wir aber auf die Geschichte, die uns geboten wird. Ich mochte die beiden Einstiegskapitel sehr. Wir erleben Willow und Theo jeweils sehr jung und bekommen zwei sehr entscheidende Momente ihres Lebens erzählt. Das hat deutlich gezeigt, warum diese beiden Figuren sich einmal sehr wichtig werden, weil sie sehr ähnliche Dämonen haben. Wenn sie dann tatsächlich aufeinander treffen, dann merkt man, wie unterschiedlich sie aus ähnlicher Geschichte gereift sind. Das fand ich sehr passend, denn ich glaube, oft gelingt die Kommunikation nicht so gut, weil man nicht untereinander anerkennen kann, wie ähnlich man sich eigentlich doch ist und lieber nur auf die Unterschiede schaut. So könnte man eben sagen, Willow und Theo sind komplett verschieden, aber das finde ich gar nicht so sehr. Die Handlung selbst arbeitet immer wieder heraus, wo sie sich ergänzen, wo sie sich so gut verstehen, weil sie sich so ähnlich sind. Dementsprechend war ich auch wieder ein großer Fan der Liebesgeschichte. Cherry schafft es immer wieder, dass es zwischen den Paaren so tief und so verständnisvoll wirkt. Ich war anfangs etwas skeptisch wegen Willow. Durch die ersten beiden Bände war mir klar, dass sie ganz anders als ich bin. Dieses Freigeistige, das Risikobehafte, das bin alles nicht ich und dementsprechend hatte ich es mir schwierig vorgestellt, mit ihr richtig mitfühlen zu können. Cherry hat Willows Geschichte aber durch die Anna-Handlung noch entscheidend ausgebaut und so kam für mich jetzt mehr Substanz dazu, sodass ich Willow immer besser verstehen konnte. Ich fand es großartig, als Theo sie immer mehr auf den Punkt analysiert hat und damit auch uns gezeigt hat, wer Willow wirklich ist. Er wiederum ist eine ideale Ergänzung zu Alex aus dem ersten Band. Damit wurde auch offensiv gespielt. Selbst wenn sie sich sehr ähneln, so ist Theo alleine durch seine Geschichte ein ganz eigener Typ. Zwar waren seine sehr impulsiven Ausbrüche sehr gewöhnungsbedürftig, aber es gab auch genug Passagen, in denen ich ihn sehr gut verstehen konnte. Er und seine Familie haben auf jeden Fall geholfen, auch dort etwas Familiäres zu empfinden. Auch wenn ich die Geschichte insgesamt wieder sehr mochte, so gab es doch in der Summe zu viele Entscheidungen von Cherry, die ich nicht ganz verstanden habe. Ein bisschen was aus Theos Vergangenheit war seltsam und unvollständig für mich. Dazu fand ich die Kapitel aus der Sicht der Großeltern, Harry und Molly, wie aus dem Nichts und wenig sinnführend. Auch wenn solche langlebigen Liebesgeschichten wirklich herzerwärmend sind, aber konkret waren sie für die Handlung nicht entscheidend. Vielleicht hätte man da noch mehr in die tatsächlichen Charaktere investieren können. Stichwort Theo und seine Mutter und da geht es mir gar nicht um Versöhnung, da geht es mir um ein klares Gespräch, nach dem er weitermachen kann. Fazit: „Was wir leise hofften“ ist ein schöner Abschluss der „Problems“-Reihe, der erneut mit einer berührenden Liebesgeschichte aufwartet. Die Paare fühlt man einfach. Dennoch ist es nicht mein Liebling, denn ein paar Entscheidungen von Cherry fand ich nicht ganz clever. Also ein Highlight mit Abstrichen.