theblackswan
Das Cover hypnotisiert, der Klappentext zieht den inneren Voyeur an aber die Umsetzung hätte für mich noch eine Überarbeitungsrunde gebraucht. Vor allem am Anfang hat mich die Sprache extrem berührt. Sie ist unfassbar schön, die Bilder sind treffend, lyrisch aber dabei unprätentiös. (Manche Stellen holpern dann wieder aber das ist normal) Wir beobachten vor allem in der ersten Hälfte viel das Jetzt mit dem Protagonisten Leon, sehen wie er versucht der Verrücktheit davonzulaufen. Die erste Hälfte ist deshalb von einer Distanz und Innenschau geprägt, wir gehen mit ihm auf einen Weg des Lernens. Hier entsteht finde ich auch eine Parabel zu den Leben der Leser:innen, es werden keine Namen genannt und dadurch könnten die Figuren jede und jeder in unserem Leben sein. Das fand ich sehr klug gemacht. Als er dann wirklich in der Psychiatrie ankommt, ändert sich der Stil meiner Meinung nach und verwäscht stellenweise. Hier hatte ich teilweise das Gefühl zwei Bücher zu lesen - einmal die Familienanamnese und einmal einen Erfahrungsbericht aus der Psychiatrie, der von viel Fachwissen geprägt ist. Das war zwar super interessant, hat für mich aber bis zum Ende nicht wieder mit dem anderen Erzählstrang zusammengeführt. An sich eine schöne und berührende Geschichte, die langsam gelesen werden will, über die man nachdenken muss und bei der man das Gelesene sacken lassen muss. Für alle, die charaktergesteuerte Geschichten lieben bestimmt toll!