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annamagareta

Posted on 24.7.2025

Traurig, melancholisch und auch einfach schön „Das Geschenk des Meeres“ ist der Debütroman der in Herefordshire lebenden Autorin Julia R. Kelly. Handlungsort ist ein Fischerdorf in Schottland im Winter 1900. Der Fischer Joseph findet am Strand einen leblosen Jungen. Er bringt ihn ins Dorf, wo direkt die Ähnlichkeit zu Dorothys Sohn Moses auffällt. Dieser ist im gleichen Alter vor Jahrzehnten im Meer verschwunden. Bis die Herkunft des Jungen geklärt ist, nimmt Dorothy ihn bei sich auf. Durch die Ähnlichkeit und da Joseph auch schon bei dem Verschwinden ihres Sohnes anwesend war, kommt Unruhe in die Dorfgemeinschaft. Bereits nach wenigen Seiten hatte ich unzählige Fragezeichen im Kopf. Was ist in der Nacht passiert als Moses verschwand? Wie kann es sein, dass der angeschwemmte Junge ihm so ähnlich sieht? Was hat Joseph mit den Ereignissen zu tun? Die Autorin berichtet im Wechsel aus der Vergangenheit und den jetzigen Ereignissen. So bekommt man einen guten Einblick in das Leben der Charaktere. Jeder von ihnen hat sein eigenes Päckchen zu tragen und man erfährt nach und nach immer mehr über die Dorfbewohner und deren Familiengeschichten. Die Rolle, die die Männer hier einnehmen ist erschreckend, passt aber leider in die Zeit. Dorothy beginnt dank des gefundenen Jungens, die Vergangenheit zu akzeptieren und sich wieder dem Leben zu öffnen, dem sie sich zuvor verschlossen hat. Der Schreibstil der Autorin ist ruhig, poetisch und liest sich sehr angenehm. Sie kombiniert das raue Klima und die karge Landschaft geschickt mit den tragischen Ereignissen. Wie einzelne Puzzlestücke greift die Geschichte aus Gegenwart und Vergangenheit ineinander. Sehr gut gefiel mir wie treffend der Titel hier gewählt wurde. Es ist eine atmosphärische Erzählung über Liebe, Leben, Akzeptanz, Dorfgemeinschaft, Tratsch, Traditionen und vieles mehr, die unter die Haut geht und nachdenklich stimmt.

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