
sursulapitschi
Eigentlich mag ich sehr, wie Doris Knecht schreibt, klug, eloquent, wunderbar selbstironisch und frech-elegant, immer kurz vor den Grenze zum allzu Flapsigen, die sie aber niemals überschreitet. Hier schreibt eine Autorin, die durchaus die Autorin sein könnte, von sich und ihrem Leben, von maroden Zähnen und dem Zahn der Zeit, vom Altwerden oder vielleicht lieber nicht, mit oder ohne Mann und wer braucht schon Männer und wenn ja, wozu überhaupt. Ihre Freundin Therese heiratet und Friedrich, ihre Jugendliebe taucht plötzlich auf. Das alles schildert sie hübsch, es ist klug und langweilt nicht, es ist fast wie ein ausführlicher Plausch mit einer Freundin, der man seine Sorgen anvertraut. Allerdings sind dabei wirklich wenige Gedanken, die ich nicht selbst schon längst gedacht habe. Ein kleines „Warum erzählt sie mir das? Müssen wir darüber reden?“ hatte ich die ganze Zeit im Kopf. Ja, wenn man älter wird, muss man sein Selbstbild revidieren. Altwerden ist kein Spaß, es macht nachdenklich und verschafft so manchem eine Sinnkrise, andere schreiben ein Buch drüber. Nein, es hat mich nicht so recht abgeholt, obwohl ich grundsätzlich die Zielgruppe wäre, jüngere Menschen können vermutlich gar nichts damit anfangen. Und ja, nein, vielleicht ist einfach nicht jeder kluge Gedanke ein Buch wert? Nina Petri liest das Hörbuch sehr schön, ihre Stimme passt wunderbar zu dieser Erzählerin. Tatsächlich fragt man sich zwischendurch, ob Frau Knecht vielleicht selbst liest. Es dauert 7 Stunden, 12 Minuten.