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Posted on 21.7.2025

*Ein faszinierendes Kammerspiel* Mit „Schattengrünes Tal“ beweist Kristina Hauff erneut ihr Gespür für fesselnde Spannungsromane, in denen sie eindrucksvoll die Tiefen und Abgründe menschlicher Beziehungen schonungslos ausleuchtet und verborgene Lebenslügen ans Licht bringt. Diesmal führt Hauff ihre Leser in die stille Abgeschiedenheit des Schwarzwalds. Im Mittelpunkt steht ein kleiner, idyllischer Ferienort in einem unberührten Tal, der auf den ersten Blick Ruhe und heile Welt verspricht. Doch hinter den friedlichen Kleinstadt-Fassaden schlummern schwelende Konflikte und zwischenmenschliche Dramen, die schon bald das fragile Beziehungsgleichgewicht der Protagonisten bedrohen. Hauff erzählt die Geschichte aus wechselnden Perspektiven und lässt uns allmählich immer tiefer in das Innenleben und komplexe Geflecht der Figuren eintauchen, das nach und nach feine Risse bekommt. Im Zentrum steht das Ehepaar Lisa und Simon, dessen Alltag von festgefahrenen Routinen, unausgesprochenen Erwartungen und latenten Frustrationen bestimmt wird. Lisas Vater, ein eigensinniger Familienpatriarch, führt ein in die Jahre gekommenes Landhotel und setzt selbstverständlich auf die selbstlose Mithilfe seiner pflichtbewussten, hilfsbereiten Tochter. Während seine demente Ehefrau Rose im Pflegeheim lebt, unterhält eine geheime Beziehung zu Margret, seiner langjährigen Mitarbeiterin und rechten Hand im Hotel. Mit dem Auftauchen der mysteriösen Daniela als Gast im Hotel beginnt Lisas Leben zunehmend aus den Fugen zu geraten. Mit ihrem charmanten Auftreten versteht es Daniela rasch sich in Lisas Privatleben zu drängten. Von Beginn an gelingt es Hauff, durch ihren intensiven Schreibstil und die bildstarken, atmosphärischen Beschreibungen einen starken Sog zu erzeugen, dem man sich kaum entziehen kann. Vom ersten Kapitel an entfaltet sich eine latente Spannung und ein Gefühl drohenden Unheils, die einen subtilen, anhaltenden Spannungsbogen aufbauen. Durch den ruhigen, unaufgeregten Erzählstil entfaltet die Geschichte ihre Wirkung weniger durch äußere Ereignisse, sondern vielmehr durch die sorgsam verborgenen Geheimnisse und die sich unterschwellig zuspitzenden psychologischen Dramen. Gekonnt inszeniert die Autorin ein sehr atmosphärisches und feinabgestimmtes zwischenmenschliches Kammerspiel, das mit wachsender Eindringlichkeit unter die Haut geht. Gebannt verfolgt man, wie alte Wunden und aufgestaute Konflikte aufbrechen, Misstrauen und rivalisierende Gefühle geschürt werden und sich zunehmend entladen. Die nahende Katastrophe zeichnet sich mit stetig anschwellender Intensität ab und wird immer greifbarer. Hauff zeichnet ihre facettenreichen Charaktere mit beeindruckender psychologischer Tiefe und Ambivalenz. Sie überzeugt mit glaubwürdigen, vielschichtigen Charakterstudien. Anschaulich arbeitet sie die Ängste und Sehnsüchte aber auch Schuldgefühle, Missgunst oder unerfüllte Hoffnungen ihrer Figuren heraus, so dass sie authentisch und nahbar wirken. Mit bemerkenswertem Feingefühl schildert Hauff, wie Lisa durch Danielas Selbstinszenierung, Manipulationen und Machtspiele immer mehr an ihre Grenzen und in eine emotionale Ausnahmesituation gerät. Die zerstörerische Dynamik zwischen Lisa und der zur manipulativen Daniela, deren wahre Motive lange im Dunkeln bleiben, ist vielschichtig herausgearbeitet. Besonders Lisa mit ihren Verwundbarkeiten und ihrer persönliche Entwicklung bleibt als authentische Protagonistin im Gedächtnis. Sehr gelungen sind auch die detailreichen, anschaulichen Beschreibungen der stimmungsvollen Kulissen, vor denen sich das Drama im Kleinen entfaltet. Die eindrucksvollen Naturbeschreibungen mit ihrer zerbrechlichen Schönheit und die eindringlich geschilderten Wetterphänomene verleihen dem Roman zusätzliche Dichte. Die beklemmende, intensive Atmosphäre spiegelt auf eindringliche Weise die zunehmend angespannte Grundstimmung wider. Auch wenn das Finale etwas konstruiert und unrealistisch erscheint, schmälert dies kaum die Sogwirkung des Romans – ein psychologisch fein gewobenes Drama voller Zwischentöne und atmosphärischer Tiefe, das lange nachwirkt. FAZIT Ein fesselnder Spannungsroman über Schuld, Verdrängung und die Zerbrechlichkeit menschlicher Beziehungen – vielschichtig, atmosphärisch dicht und mit psychologischer Finesse erzählt.

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