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Buchdoktor

Posted on 21.7.2025

Als sie knapp 50 Jahre alt ist und ihre Kinder bereits aus dem Haus sind, zerbricht Jenni Mäkis Ehe. Außer den körperlichen Veränderungen muss „Jenny Hill“, wie sie sich mit einem Schritt in die Moderne nun nennt, sich mit dem Verhältnis zu ihrer jüngeren, beruflich erfolgreichen Schwester Johanna auseinandersetzen und mit dem bisher unterschätzten Einfluss, den die gesellschaftliche Klasse ihres Mannes Jussi auf die Ehe des Paars hatte. Auf einer weiteren Ebene setzt sich Jenny mit der 87-jährigen Kaarina auseinander, der sie vorliest und die ihr verdeutlicht, dass Kaarinas Generation vor lauter Arbeit keine Zeit für all diese Befindlichkeiten hatte, die Jennys Generation heute plagen. Zudem treten sechs populäre Märchenfiguren/Prinzessinnen auf (Aschenputtel, Gretel, Dornröschen, Rapunzel, Rotkäppchen, Schneewittchen), die einzeln und im Team Jenny mit prägenden Rollenerwartungen konfrontieren. Die Mentorinnen diskutieren unterschiedlich eloquent, teils miteinander und kritisieren, dass sie ungefragt dafür ausgenutzt wurden, um als Märchenfiguren kleine Mädchen zu disziplinieren. Letztlich könnte man sich fragen, welcher Gewinn-Anteil den Märchenprinzessinnen für ihre Tätigkeit bis heute zusteht und ob Märchen zur Zeit ihrer Entstehung nicht eine Art Sensationspresse waren … Jennys Schicksal konnte mich durchaus fesseln. Sie ist Arbeiterkind, seit längerem in Therapie, experimentiert mit Diäten, hadert mit ihrem Körper und ihrer Leistung als Mutter. Innerhalb der Therapie soll Jenny Briefe an eine prominente Person schreiben, (die diese Briefe sicherlich nicht lesen wird). Als Leserin konnte ich schwer einschätzen, wie viel von den Prinzessinnen-Rants bei Jenny ankommt und ob diese Abschnitte nicht eher an mich gerichtet sind. Letztlich drehen die sechs Kritikerinnen den Spieß um, indem sie appellieren: Wie konntet ihr nur!? (zulassen, dass eure Töchter Prinzessinnen sein möchten und sich in dem Fall mit Eheverträgen und Mitgift-Schachereien befassen müssen). Fazit Durch die Vielstimmigkeit und die unterschiedlichen Textarten wirkt das Buch zwar episodenhaft, regt jedoch in origineller Weise an, sich mit Ehe, Mutterschaft, Elternschaft, dem Empty-Nest-Syndrom und dem Klimakterium zu befassen. Ein bemerkenswertes Literaturverzeichnis rückt den Roman in die Nähe eines erzählenden Sachbuchs; denn „Perimenopower“ und „Die kranke Frau“ sind Sachtexte und gewiss keine Fiktion für Frauen, die gerade „dazwischen“ stecken.

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