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Buchdoktor

Posted on 21.7.2025

Akis Großmutter Yasuko ist im Alter von 102 Jahren gestorben und Aki wird mit ihrer an Demenz erkrankten Mutter Keiko eine letzte Reise nach Kobe/Japan unternehmen. Weil auch die auf Yasuko folgende Generation bereits hochbetagt ist, hat die Nachricht von ihrem Tod die Enkelin in Berlin erst verspätet erreicht. Für die Icherzählerin Aki wird die Reise Hoffnung und Nervenprobe zugleich sein. Sie muss ihrer Mutter täglich neu deren Welt erklären, wird sich komplizierten Familienverhältnissen stellen und sich kritisch fragen müssen, ob die Betreuung Keikos zwischen ihr und ihrem Bruder Kenta gerecht verteilt ist. Die schon immer reiselustige Keiko kam nach ihrem Lehrerstudium allein nach Deutschland, begegnete ihrem späteren Mann Karl und war nach mehreren Umzügen in Berlin gelandet, wo es in den 70er Jahren ein japanisches Restaurant gab, in dem sie jobben konnte. Das Verhältnis zu Karls außergewöhnlich privilegierter Familie war von Beginn der Ehe an kompliziert, weil Schwiegermutter Gesine gewohnt war, den Ton anzugeben und Keiko mit dem japanischen Ideal aufgewachsen war, dass eine Frau sich anpasst und Wünsche nicht direkt ausgesprochen werden, da das Gegenüber sie zu spüren hat. „Niemand fragte sie, wie es ihr ging.“ Als Karl sich dem elterlichen Druck entzieht und zugleich an Depressionen erkrankt, steht Keiko in einer fremden Umgebung allein mit zwei kleinen Kindern – Aki und Kenta. Während der Reisevorbereitungen werden Akis Kindheitserinnerungen wach, sie erleidet bis heute alte Kränkungen und Ausgrenzung ihrer Mutter mit. In Japan zeigt sich Keiko im Elternhaus und mit ihrer besten Freundin von ihrer lebenslustigen Seite; es ist jedoch nicht zu übersehen, dass ihre Erkrankung fortschreitet und diese Reise ihre letzte sein wird. „Onigiri“ sind Reisbällchen, die für Aki eine besondere Bedeutung haben und die zeigen, wie stark die in Deutschland sozialisierte Tochter japanische Traditionen ihrer Mutter verinnerlicht hat. Fazit Wie auf einem Flickenteppich fügen sich Erinnerungen mehrerer Personen und Keikos Briefe, die sie in den 70er Jahren aus Deutschland schrieb, zum Bild eines zu Tränen rührenden Frauenschicksals zwischen zwei Kulturen. Der Roman vermittelt nicht nur empathisch Keikos Welt, die sie täglich neu verstehen muss, Akis Sorge, die Entwurzelung ihrer Mutter könne Fundament der Demenz sein, sondern auch Akis Versöhnung mit Vater, Mutter und Bruder.

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